Warum Deutsche trotz digitaler Bezahlmethoden Bargeld horten

FRANKFURT / LONDON (IT BOLTWISE) – Trotz der zunehmenden Beliebtheit digitaler Zahlungsmethoden in Deutschland bleibt Bargeld ein wichtiger Bestandteil des Finanzsystems. Während an Supermarktkassen immer häufiger kontaktlos gezahlt wird, steigt der Wert des im Umlauf befindlichen Bargelds kontinuierlich an. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, warum Bargeld trotz der digitalen Alternativen weiterhin so stark nachgefragt wird.

In Deutschland ist die Nutzung von Bargeld trotz der zunehmenden Verbreitung digitaler Zahlungsmethoden weiterhin weit verbreitet. Laut der Europäischen Zentralbank waren im März 2023 im Euroraum insgesamt 1,564 Billionen Euro in bar im Umlauf, was einen Anstieg von 30 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da der Einsatz von Bargeld im Alltag abnimmt, insbesondere an Supermarktkassen, wo kontaktlose Zahlungen immer beliebter werden.

Ein wesentlicher Grund für das Horten von Bargeld ist die Unsicherheit, die viele Deutsche dazu veranlasst, große Bargeldbestände zu lagern. Trotz der hohen Inflation in den letzten Jahren bleibt Bargeld für viele eine bevorzugte Wertaufbewahrungsmethode. Die Bundesbank schätzt, dass Ende 2024 etwa 395 Milliarden Euro in deutschen Privathaushalten gelagert wurden. Dies entspricht einem Anteil von 42 Prozent der in Deutschland gehaltenen Banknoten, was eine deutliche Zunahme im Vergleich zu 2013 darstellt.

Das Phänomen des sogenannten ‘Banknoten-Paradoxons’, bei dem die Menge des im Umlauf befindlichen Bargelds trotz abnehmender Nutzung im Alltag steigt, ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern zu beobachten. Eine Sprecherin der Bundesbank in Frankfurt am Main erklärt, dass dieses Phänomen seit vielen Jahren bekannt ist und auf die Unsicherheit in Krisenzeiten zurückzuführen ist.

Ein weiterer Aspekt, der zum Anstieg des Bargeldumlaufs beiträgt, ist die Schattenwirtschaft. Diese umfasst wirtschaftliche Aktivitäten, die außerhalb des gesetzlichen Rahmens stattfinden, wie Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. In Bayern beispielsweise ist die Autobahn A3 dafür bekannt, dass bei Polizeikontrollen immer wieder große Bargeldsummen entdeckt werden, die mutmaßlich aus kriminellen Geschäften stammen.

Experten wie Johannes Gärtner von der Unternehmensberatung Strategy& weisen darauf hin, dass das Wachstum der Bargeldmenge nicht allein dem klassischen Zahlungsverkehr zuzuordnen ist. Vielmehr spielen Faktoren wie das Horten von Bargeld, die Schattenwirtschaft und die Rolle des Euro als Reservewährung im Ausland eine entscheidende Rolle.

Die Zukunft des Bargelds in Deutschland bleibt ungewiss. Während digitale Zahlungsmethoden weiter an Bedeutung gewinnen, bleibt Bargeld für viele Deutsche ein wichtiger Bestandteil ihrer finanziellen Sicherheit. Die Entwicklung wird von der Bundesbank und anderen Finanzinstitutionen genau beobachtet, um die Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Finanzsystem besser zu verstehen.

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