BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Der deutsche Zoll steht vor einer großen Herausforderung: Die Zahl der Paketsendungen aus China hat sich vervielfacht, was die Behörden zu verstärkten Kontrollen zwingt. Finanzminister Lars Klingbeil kündigt härtere Maßnahmen an, um Schmuggelware und Fälschungen zu bekämpfen.
Der deutsche Zoll sieht sich mit einer beispiellosen Flut von Paketsendungen aus China konfrontiert, die die Kapazitäten der Behörde stark beanspruchen. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge des Booms im Onlinehandel, der insbesondere durch günstige Angebote aus Fernost befeuert wird. Armin Rolfink, Präsident der Generalzolldirektion, bestätigte, dass sich die Zahl der Zollabfertigungen im E-Commerce im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht hat. Erstaunliche 90 Prozent dieser Sendungen stammen aus China.
Finanzminister Lars Klingbeil zeigt sich besorgt über die zunehmende Zahl von Billigprodukten und Fälschungen, die über den chinesischen Versandweg nach Deutschland gelangen. Eine Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro wird diskutiert, um die Kontrollen zu verschärfen. Klingbeil betonte die Notwendigkeit einer intensiveren Überwachung, ließ jedoch die Idee der EU-Kommission, eine Pauschalabgabe auf Pakete einzuführen, unerwähnt.
Während die Menge des sichergestellten Kokains zurückging, verzeichnete der Zoll einen Anstieg beim Marihuanaschmuggel. Die abgefangene Kokainmenge sank von 39,9 auf 16,3 Tonnen, was Klingbeil als Erfolg der verstärkten Kontrollen wertet. Im Gegensatz dazu stieg die sichergestellte Menge an Marihuana von 8,6 auf 12,6 Tonnen, wobei unklar bleibt, ob dies mit der bevorstehenden Teillegalisierung im April 2024 zusammenhängt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Zolls liegt auf dem Waffenschmuggel. Die Beamten stellten 161 Kriegswaffen sicher, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Rolfink führt diese Entwicklung auf eine verbesserte Risikoanalyse zurück, ohne auf spezifische Fälle einzugehen.
Im Kampf gegen Schwarzarbeit plant der Zoll ebenfalls härtere Maßnahmen. Trotz eines Rückgangs der Arbeitgeberkontrollen im vergangenen Jahr bleibt die Entschlossenheit, gegen illegale Beschäftigung vorzugehen, ungebrochen. Ein Gesetz zur Modernisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung ist in Vorbereitung.
Die Zoll- und Finanzgewerkschaft kritisiert jedoch, dass die Schutzfunktionen des Zolls durch Sparmaßnahmen und wachsende Herausforderungen unter Druck geraten. Thomas Liebel, Vorsitzender der Gewerkschaft, bemängelt, dass der Zoll trotz wachsender Aufgaben weiter geschwächt werde.
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