US-Schokoladenhersteller fordern erneute Verschiebung des EU-Entwaldungsgesetzes

WASHINGTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um das EU-Entwaldungsgesetz nimmt an Intensität zu, da US-Schokoladenhersteller wie Mondelez, Mars und Hershey eine erneute Verschiebung fordern. Diese Unternehmen argumentieren, dass die geplante Regulierung, die Importe aus abgeholzten Gebieten ab Ende 2024 verbieten soll, erhebliche wirtschaftliche Belastungen für die Kakaoindustrie mit sich bringen könnte.

Die Forderung nach einer erneuten Verschiebung des EU-Entwaldungsgesetzes kommt in einer Zeit, in der die Preise für Kakao an der New Yorker Terminbörse dramatisch gestiegen sind. Innerhalb von acht Monaten haben sich die Preise mehr als verdreifacht, was auf ungünstige Wetterbedingungen und Ernteausfälle in Westafrika zurückzuführen ist. Diese Region ist die weltweit wichtigste Anbauregion für Kakao, und die aktuellen Preissteigerungen belasten die gesamte Branche erheblich.

Mondelez, bekannt für Marken wie Cadbury und Milka, warnt davor, dass zusätzliche regulatorische Hürden die Wettbewerbsfähigkeit der Kakaoindustrie gefährden könnten. Massimiliano di Domenico, Vizepräsident für Regierungsbeziehungen bei Mondelez Europa, betont, dass die Branche bereits mit einem Volumen von 70 Milliarden Euro unter Druck steht. Eine weitere Verschiebung des Gesetzes sei daher notwendig, um wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Während europäische Hersteller wie Nestlé und Ferrero die Umsetzung des Gesetzes unterstützen und Verzögerungen als schädlich für die Glaubwürdigkeit der EU-Klimapolitik ansehen, zeigen sich US-Unternehmen zurückhaltender. Mars hat zwar seine prinzipielle Zustimmung zum Gesetz geäußert, lehnt jedoch eine Verschiebung ab. Hershey hingegen unterstützt die Bemühungen der EU-Kommission, die Regelung wirksam umzusetzen.

Politischer Druck aus Washington könnte eine Rolle bei der Haltung der US-Unternehmen spielen. Insidern zufolge ist die US-Regierung unter Präsident Donald Trump skeptisch gegenüber Umweltschutzauflagen. Im Juni 2024 forderte die Administration Brüssel schriftlich auf, das Gesetz aufzuschieben, da es US-Produzenten vor erhebliche Herausforderungen stelle.

Die EU hatte das Inkrafttreten des Gesetzes bereits im Oktober 2023 um ein Jahr verschoben und zusätzliche Leitlinien veröffentlicht. Dennoch wächst der Widerstand: Agrarverbände, die Holzindustrie und rechte politische Lager kritisieren das Gesetz als praxisfern und wirtschaftlich schädlich. Ein gemeinsamer Appell mehrerer Branchenverbände zur Änderung des Gesetzes ist in Vorbereitung.

Europäische Hersteller betonen jedoch, dass weitere Verzögerungen die Glaubwürdigkeit der EU-Klimapolitik massiv untergraben würden. In einem aktuellen Schreiben betonten Ferrero, Nestlé und Tony’s Chocolonely die Notwendigkeit einer zügigen Umsetzung. Antonie Fountain von der Nachhaltigkeitsorganisation Voice Network erklärt, dass die Unsicherheit über die Umsetzung der Branche Unmut bereite. Viele Hersteller wollen Klarheit, doch manche US-Unternehmen äußern sich nicht öffentlich, weil sie politische Konsequenzen fürchten.

Neben dem Entwaldungsgesetz zählen auch das Digitale-Märkte-Gesetz und neue EU-Vorgaben zu Methanemissionen zu den Punkten, an denen sich die transatlantischen Handelsbeziehungen zunehmend reiben.

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