NEW YORK / LONDON (IT BOLTWISE) – Im Zentrum eines hitzigen Rechtsstreits steht die Frage, wer die Kontrolle über digitale Immobilienanzeigen innehat. Compass, ein führendes Immobilienunternehmen in den USA, hat Klage gegen Zillow eingereicht, den größten Immobilienportalbetreiber des Landes. Der Vorwurf: Zillow soll seine marktbeherrschende Stellung missbrauchen, um den Zugang zu Immobilienanzeigen zu kontrollieren und damit gegen das Antitrust-Recht zu verstoßen.
Der Rechtsstreit zwischen Compass und Zillow markiert einen bedeutenden Wendepunkt im digitalen Immobilienmarkt. Compass, das mehr Häuser verkauft als jeder andere Makler in den USA, wirft Zillow vor, ein Monopol über digitale Immobilienanzeigen zu errichten. Diese Anzeigen sind ein wesentlicher Bestandteil des modernen Immobilienkaufs, da nahezu alle Käufer das Internet für ihre Haussuche nutzen. Zillow, das monatlich 227 Millionen einzigartige Besucher verzeichnet, ist der unangefochtene Gigant unter den Immobilienportalen.
Im Mittelpunkt der Klage steht die Behauptung, dass Zillow eine antikompetitive Strategie verfolgt, um seine Marktstellung zu sichern. Insbesondere kritisiert Compass die sogenannte ‘Zillow-Sperre’, die besagt, dass jede Immobilie, die nicht innerhalb von 24 Stunden nach Markteinführung auf Zillow gelistet wird, dauerhaft von der Plattform ausgeschlossen wird. Diese Politik, so Compass, sei eine direkte Reaktion auf den Wettbewerb und ziele darauf ab, alternative Vermarktungsstrategien zu unterbinden.
Ein weiterer Aspekt der Auseinandersetzung ist die Praxis der ‘Pocket Listings’, bei denen Immobilien zunächst nur einem begrenzten Käuferkreis angeboten werden. Compass hat diese Strategie unter dem Namen ‘Private Exclusives’ eingeführt, um Verkäufern die Möglichkeit zu geben, Preise zu testen und Marketingansätze zu erproben. Zillow hingegen argumentiert, dass solche privaten Listings der Transparenz im Immobilienmarkt entgegenstehen.
Die National Association of Realtors (N.A.R.) hatte 2019 eine Regel eingeführt, die Makler verpflichtet, neue Immobilien innerhalb von 24 Stunden in eine öffentliche Datenbank einzutragen. Diese Regel wurde jedoch im März gelockert, um verzögertes Marketing zu ermöglichen. Zillow hält jedoch an seiner strikten Politik fest, was zu Spannungen mit Wettbewerbern wie Compass führt.
Die Klage von Compass wirft auch Fragen zur Rolle von Redfin auf, einem weiteren großen Online-Immobilienportal, das eine ähnliche Politik wie Zillow verfolgt. Obwohl Redfin nicht direkt verklagt wird, wird es in der Klage als ‘Mitverschwörer’ bezeichnet. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die zunehmende Bedeutung von Online-Plattformen im Immobilienmarkt und die damit verbundenen Herausforderungen für traditionelle Makler.
Robert Reffkin, CEO von Compass, betont, dass es bei der Klage um den Schutz der Wahlmöglichkeiten der Verbraucher gehe. Kein Unternehmen sollte die Macht haben, Makler oder Anzeigen zu verbannen, nur weil sie nicht dem Geschäftsmodell des Unternehmens folgen. Die Verbraucher sollten das Recht haben, selbst zu entscheiden, wie sie ihre Immobilien verkaufen möchten.
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