RTL übernimmt Sky Deutschland: Neuer Medienriese gegen US-Streaming-Giganten

KÖLN / MÜNCHEN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Übernahme von Sky Deutschland durch die RTL Group markiert einen bedeutenden Schritt im europäischen Medienmarkt. Mit dieser strategischen Akquisition will RTL seine Position gegenüber den dominierenden US-Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon Prime stärken.

Die RTL Group, ein Tochterunternehmen von Bertelsmann, hat angekündigt, den Pay-TV-Sender Sky Deutschland vollständig zu übernehmen. Diese Transaktion, die auf einer bargeld- und schuldenfreien Basis erfolgt, umfasst die Geschäfte von Sky in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol. Der US-Medienkonzern Comcast, der bisherige Eigentümer von Sky Deutschland, erhält 150 Millionen Euro in bar und kann, abhängig von der Entwicklung der RTL-Aktie, in den kommenden Jahren einen zusätzlichen Betrag von bis zu 377 Millionen Euro erhalten.

Thomas Rabe, der CEO von Bertelsmann und der RTL Group, sieht in der Übernahme eine Möglichkeit, einen nationalen Medienchampion zu schaffen, der den US-Plattformen Paroli bieten kann. Durch die Fusion von RTL und Sky entstehen zwei der stärksten Unterhaltungs- und Sportmarken Europas, die ein einzigartiges Videoangebot im Free-TV, Pay-TV und Streaming bieten. Mit rund 11,5 Millionen zahlenden Streaming-Abonnenten wird das neue Unternehmen in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für die großen US-Wettbewerber.

Die Fusion mit ProSiebenSat.1, die in der Vergangenheit immer wieder im Gespräch war, ist damit endgültig vom Tisch. Rabe betonte, dass Sky die bessere Option sei, da das Geschäft komplementär zu RTL ist. Eine weitere Konsolidierung auf dem deutschen Markt sei nicht erforderlich und werde auch nicht angestrebt.

Der Deal mit Sky stellt die größte Transaktion für die RTL Group seit ihrer Gründung im Jahr 2000 dar. Der Abschluss des Geschäfts ist für 2026 geplant und soll nach drei Jahren Synergien in Höhe von 250 Millionen Euro bringen. Stephan Schmitter, der Chef von RTL Deutschland, wird das gemeinsame Unternehmen leiten, wobei der Hauptsitz von RTL Deutschland in Köln und der von Sky Deutschland in München bleibt.

Sky Deutschland, das zuletzt mit rund 2000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro erzielte, hat in den vergangenen Jahren hohe Verluste geschrieben. Dank einer Sanierung konnte das Deutschland-Geschäft jedoch große Fortschritte machen, und RTL erwartet, dass Sky Deutschland 2025 die Gewinnschwelle erreicht.

Der variable Teil des Kaufpreises hängt vom RTL-Aktienkurs ab, der zuletzt bei 32 Euro lag. Comcast kann innerhalb von fünf Jahren nach Abschluss des Deals die variable Vergütung auslösen, vorausgesetzt der Aktienkurs übersteigt 41 Euro. Bei einem Kurs von 50 Euro wären es 117 Millionen Euro, bei 70 Euro wäre der Nachschlag für Comcast auf 377 Millionen Euro gedeckelt.

Mit diesem Deal wird die RTL-Mutter Bertelsmann wieder rund 70 Prozent ihres Umsatzes mit Medien machen. Rabe betonte, dass dies ein großer Schritt zur Erreichung der mittelfristigen Ziele bis 2028 sei, wobei Bertelsmann mehr als 24 Milliarden Euro Umsatz, rund vier Milliarden Euro operativen Gewinn und etwa zwei Milliarden Euro beim Nettoergebnis anstrebt.

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