Indische Luftfahrtbehörde warnt vor Spekulationen nach Air-India-Absturz

NEU-DELHI / LONDON (IT BOLTWISE) – Nach dem tragischen Absturz einer Boeing 787-8 der Air India im Juni hat die indische Luftfahrtbehörde AAIB eindringlich vor voreiligen Spekulationen über die Ursachen des Unglücks gewarnt.

Die indische Luftfahrtbehörde AAIB hat die internationale Berichterstattung über den Absturz einer Air India Maschine kritisiert und vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Besonders internationale Medien wurden dafür gerügt, durch selektive und unbestätigte Informationen Unsicherheiten zu schüren. Die Behörde betonte, dass dies nicht die Zeit sei, um öffentliche Ängste zu verstärken, während die Ermittlungen noch laufen.

Im Zentrum der Untersuchungen steht die manuelle Abschaltung der Kraftstoffzufuhr zu beiden Triebwerken kurz nach dem Start. Ein erster Bericht enthüllte, dass diese Abschaltung im Abstand von nur einer Sekunde erfolgte. Eine Passage aus dem Cockpit Voice Recorder zeigt, dass ein Pilot den anderen fragte, warum der Kraftstoff abgeschaltet wurde, woraufhin die Antwort lautete, dass er dies nicht getan habe.

Indische Pilotengewerkschaften warnen vor einer Vorverurteilung der Crew. In Indien, wo der Absturz als nationale Tragödie gilt, wird die Möglichkeit menschlichen Fehlverhaltens von vielen Kommentatoren vehement abgelehnt. Dennoch richten sich die internationalen Berichte zunehmend auf den psychischen Gesundheitszustand des verstorbenen Piloten Sumeet Sabharwal.

Sabharwal, ein erfahrener Pilot mit über 11.500 Flugstunden, und sein Co-Pilot Clive Kunder, der rund 3.400 Stunden Flugerfahrung hatte, hatten beide reguläre medizinische Untersuchungen durchlaufen. Ihre Unterlagen wurden den Ermittlern übergeben, jedoch fanden sich im Untersuchungsbericht keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme.

Air India hat versichert, vollständig mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Der CEO Campbell Wilson erklärte, dass es keine Anzeichen für gesundheitliche Auffälligkeiten bei den Piloten gebe. Der Mutterkonzern Tata Group lehnte eine Stellungnahme ab.

Kollegen beschrieben Sabharwal als zurückhaltend und freundlich. Freunde erinnerten an einen „stillen, bescheidenen“ Mann, der von seinen Kollegen als „Sabby“ oder „Sad Sack“ bezeichnet wurde. Co-Pilot Kunder, der bei seinen Eltern in Mumbai lebte, galt als „vielversprechender junger Aviator“ mit „stiller Hingabe und Leidenschaft fürs Fliegen“.

Luftfahrtexperten wie Andrew Charlton von Aviation Advocacy sehen keinen Hinweis auf technische Mängel am Flugzeugtyp. Die Boeing 787 fliegt seit 15 Jahren ohne vergleichbare Vorfälle. Charlton hält sowohl ein Versehen als auch ein absichtliches Handeln für denkbar, was zwangsläufig Fragen nach den psychischen Belastungen der Crew aufwerfen würde.

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