Moderna: Vom Labor zur globalen Impfstoffmacht

CAMBRIDGE / LONDON (IT BOLTWISE) – Moderna, ein Name, der in der Welt der Biotechnologie mittlerweile allgegenwärtig ist, begann seine Reise mit einer simplen Idee an der Stanford University. Was als akademisches Experiment startete, hat sich zu einem der einflussreichsten Impfstoffentwickler weltweit entwickelt. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach.

Die Geschichte von Moderna ist eine der Transformationen und Herausforderungen. Ursprünglich inspiriert von der Arbeit von Katalin Karikó und Drew Weissman, erkannte Derrick Rossi das Potenzial der modifizierten RNA, die Medizin grundlegend zu verändern. Sein Ziel war es, adulte Zellen in eine Art künstliche Stammzelle zu verwandeln, was eine ethisch unbedenkliche Alternative zur Embryonenforschung darstellte. Diese frühe Vision legte den Grundstein für das, was später zu einem Biotech-Giganten werden sollte.

Im Jahr 2010 wurde Moderna Therapeutics gegründet, unterstützt von prominenten Persönlichkeiten wie dem Biotech-Veteran Timothy Springer und dem MIT-Professor Robert Langer. Von Anfang an war klar, dass Moderna nicht nur Medikamente entwickeln wollte, sondern die Grundlagen der modernen Medizin neu schreiben wollte. Doch der Weg war steinig. Interne Konflikte führten dazu, dass Rossi das Unternehmen 2014 verließ, und die Firma musste sich als mehr als nur ein akademisches Experiment beweisen.

Die mRNA-Technologie, auf der Moderna aufbaute, war instabil und schwer zu kontrollieren. Die Forscher entwickelten spezielle Lipid-Nanopartikel, um die empfindliche mRNA sicher in menschliche Zellen zu transportieren. Trotz dieser Fortschritte blieb der große Durchbruch aus, und bis 2020 machte Moderna Verluste in Milliardenhöhe. Dennoch wagte das Unternehmen 2018 den Schritt an die Börse, was das größte IPO in der Geschichte der Biotech-Branche darstellte.

Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie änderte sich alles. Moderna war bereit und entwickelte innerhalb weniger Wochen einen mRNA-Impfstoff. Bereits im ersten Quartal 2021 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen und wurde zu einem global bedeutenden Impfstoffhersteller. Der Umsatz im Jahr 2021 betrug beeindruckende 17,7 Milliarden US-Dollar, mit einem Gewinn von 12,2 Milliarden. Ein Viertel der 807 Millionen ausgelieferten Impfdosen ging an ärmere Länder.

Moderna plant, seine Produktionskapazitäten weiter auszubauen, unter anderem mit einer neuen Produktionsstätte in Kanada, die ab 2025 jährlich 100 Millionen Dosen produzieren soll. Diese sollen nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen andere Krankheiten wie Grippe und RSV eingesetzt werden. Zudem intensiviert das Unternehmen seine Forschungsallianzen, um mRNA-Plattformen für neue Anwendungen zu entwickeln, darunter auch gegen Krebs und chronische Krankheiten.

Die Frage bleibt, ob mRNA-Technologie ohne die Pandemie bestehen kann. Nach dem Boom kam der Dämpfer, und die Nachfrage nach Impfstoffen sank 2023. Kritiker fragen sich, ob Moderna nur ein Pandemie-Gewinner war. Doch die Pipeline ist vielversprechend, mit Impfstoffen gegen RSV, CMV, Grippe, Herpes, Zika und HIV in der Entwicklung. Auch therapeutische Ansätze gegen Krebs in Partnerschaft mit Merck sind in Arbeit.

Moderna hat in kurzer Zeit eine ganze Technologiebranche mitgeprägt. Die Gründungsgeschichte ist ein Mix aus Wissenschaft, Unternehmertum und Egos. Der Aufstieg war rasant, aber nicht zufällig. Auch wenn die Corona-Pandemie eine Ausnahmesituation war, bleibt das Unternehmen entschlossen, mRNA zur tragenden Säule der modernen Medizin zu machen. Ein Startup, das mit Grundlagenforschung begann, wurde zum Global Player. Jetzt muss es beweisen, dass mRNA mehr ist als ein Krisenphänomen. Die nächste Bewährungsprobe kommt bestimmt.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!