ROSTOW AM DON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die wirtschaftlichen Turbulenzen in Russland haben nun auch die Landwirtschaft erreicht. Der Landmaschinenkonzern Rostselmasch, einer der größten Hersteller in diesem Sektor, sieht sich gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen.
Die wirtschaftliche Lage in Russland hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert, insbesondere seit der Umstellung auf eine Kriegswirtschaft im Jahr 2022. Trotz eines gemeldeten Wachstums des Bruttoinlandsprodukts um 3,6 Prozent im Jahr 2023 stehen viele Branchen vor großen Herausforderungen. Besonders betroffen ist der Agrarsektor, in dem Rostselmasch, ein führender Hersteller von Landmaschinen, tätig ist.
Rostselmasch hat kürzlich angekündigt, seine 15.000 Mitarbeiter für einen Monat in Zwangsurlaub zu schicken. Diese Maßnahme folgt auf einen signifikanten Rückgang der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen, der durch den Verlust wichtiger Exportmärkte und die Auswirkungen internationaler Sanktionen gegen Russland verursacht wurde. Bereits im vergangenen Monat musste das Unternehmen 2.000 Mitarbeiter entlassen.
Die Verkaufszahlen von Mähdreschern und Traktoren sind seit dem ersten Quartal 2021 um 76 Prozent bzw. 48 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2024 verzeichnete Rostselmasch ein Umsatzminus von fast 20 Milliarden Rubel, was etwa 965 Millionen Euro entspricht. Die wirtschaftlichen Sanktionen, die von den Verbündeten der Ukraine verhängt wurden, haben die Lage weiter verschärft.
Um den Herausforderungen zu begegnen, hat Rostselmasch bereits Anfang des Jahres auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt. Das Unternehmen betont, dass die Bauern nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die benötigten Maschinen zu kaufen, was zu einem drastischen Einbruch des Marktes geführt hat. Die einmonatige Beurlaubung wird als vorgezogener Jahresurlaub bezeichnet, der normalerweise im August oder September stattfindet.
In der Hoffnung auf eine Erholung der Nachfrage beobachtet Rostselmasch den Absatzmarkt genau und orientiert sich bei seinen Exporten verstärkt in Richtung Asien und den Mittleren Osten. Im Oktober 2024 berichtete das Unternehmen von einem vielversprechenden neuen Markt in China. Traditionell ist die Landwirtschaft ein bedeutender Sektor der russischen Wirtschaft, und eine Stabilisierung könnte positive Auswirkungen auf die gesamte Branche haben.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Russland sind ein Spiegelbild der geopolitischen Spannungen und der Sanktionen, die das Land isolieren. Experten warnen, dass ohne eine Verbesserung der internationalen Beziehungen und eine Wiederbelebung der Exportmärkte die russische Landwirtschaft weiterhin unter Druck stehen wird.
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