Zagreb: Militärparade als Zeichen eines neuen Wettrüstens auf dem Balkan?

ZAGREB / LONDON (IT BOLTWISE) – Die jüngste Militärparade in Zagreb hat nicht nur die historische Operation Storm gewürdigt, sondern auch Fragen zu einem möglichen neuen Wettrüsten auf dem Balkan aufgeworfen.

Die Militärparade in Zagreb, die anlässlich des 30. Jahrestages der Operation Storm stattfand, hat nicht nur historische Erinnerungen wachgerufen, sondern auch aktuelle geopolitische Spannungen beleuchtet. Diese Operation, die am 4. August 1995 begann, markierte einen entscheidenden Wendepunkt im kroatischen Unabhängigkeitskrieg und führte zur Auflösung der von Serben geführten Republik Serbische Krajina. Die strategischen und diplomatischen Folgen dieser Offensive waren weitreichend, sowohl für Kroatien als auch für das benachbarte Bosnien und Herzegowina.

Seit der vollständigen Kontrolle über sein Territorium hat Kroatien bedeutende Schritte unternommen, um seine militärische Kapazität zu stärken. Als Mitglied der NATO seit 2009 und der EU seit 2013 hat das Land seine Verteidigungsausgaben auf 2% des BIP erhöht und plant, diese weiter zu steigern. Der kroatische Sicherheitsexperte Igor Tabak betont, dass die Parade eine Gelegenheit war, den Steuerzahlern die Ergebnisse dieser Investitionen zu präsentieren.

Die Parade zeigte den Übergang Kroatiens von östlichen Waffensystemen, die aus der sozialistischen Ära Jugoslawiens stammen, zu westlichen Waffen. Anstelle der sowjetischen MiG 21 setzt Kroatien nun auf moderne Mehrzweckkampfflugzeuge aus Frankreich und plant die Anschaffung von 50 Leopard 2A8-Panzern aus Deutschland. Auch kroatisch produzierte Drohnen, die in der Ukraine eingesetzt wurden, wurden hervorgehoben, was die Entwicklung der heimischen Verteidigungsindustrie unterstreicht.

Während Kroatien seine militärischen Fähigkeiten ausbaut, bleibt die Region angespannt. Für viele ethnische Serben stellt die Operation Storm eine Kampagne der ethnischen Säuberung dar, die Tausende von Serben zur Flucht nach Serbien und Bosnien zwang. Die Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien sind weiterhin angespannt, verschärft durch den Krieg in der Ukraine und die engen Beziehungen Belgrads zu Moskau.

Serbien, das sich um einen EU-Beitritt bemüht, hat sich nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen. Stattdessen hat es seine militärischen Beziehungen zu Frankreich, China und Russland ausgebaut. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić wird an einer großen Militärparade in China teilnehmen, was die geopolitischen Spannungen weiter anheizt.

Die Frage, ob die Region in ein neues Wettrüsten gerät, bleibt offen. Nikola Lunić, ein unabhängiger Sicherheitsanalyst, warnt vor den finanziellen Belastungen eines solchen Wettrüstens. Er betont, dass die bilateralen Beziehungen zwischen Zagreb und Belgrad nicht herzlich sind und jede militärische Aufrüstung des einen Landes das andere zur Nachrüstung veranlasst.

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