Das Rätsel des verschwundenen Walkadavers vor San Diego

SAN DIEGO / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Ein ungewöhnliches Phänomen hat die Tauchgemeinschaft vor der Küste von San Diego in Aufruhr versetzt: Ein 18 Fuß langer Walkadaver ist spurlos verschwunden.

Die Entdeckung eines Walkadavers in nur 115 Fuß Tiefe vor der Küste von San Diego hat die Tauchgemeinschaft in Aufregung versetzt. Normalerweise werden solche Kadaver in Tiefen von über 3.000 Fuß gefunden, wo sie von ferngesteuerten Fahrzeugen entdeckt werden. Die Sichtung eines so zugänglichen Kadavers bot eine seltene Gelegenheit für Taucher und Meeresbiologen, das Phänomen eines ‘Whale Falls’ aus nächster Nähe zu beobachten.

Der Kadaver eines jungen Grauwals, der in der Nähe von La Jolla Shores gesichtet wurde, war ein trauriges Zeugnis der Trennung von seiner Mutter. In seinen letzten Stunden wurde das Kalb verzweifelt schwimmend und Hilfe suchend gesichtet. Diese Tragödie ist ein Spiegelbild der Herausforderungen, denen Grauwale während ihrer langen Wanderung von Baja California zu den arktischen Futterplätzen ausgesetzt sind.

Der Unterwasser-Fotojournalist Jules Jacobs war einer der ersten, der den Kadaver besuchte. Bei seinem zweiten Tauchgang bemerkte er, dass ein Teil des Schwanzes fehlte, wahrscheinlich das Werk von Aasfressern wie Haien. Doch bei seinem dritten Besuch war der Kadaver verschwunden. Die Erklärung könnte in der Gasbildung während der Zersetzung liegen, die den Kadaver wieder an die Oberfläche treiben ließ, bevor er an einem anderen Ort im Canyon erneut sank.

Grauwale durchlaufen natürliche Boom-and-Bust-Zyklen, aber in den letzten Jahren hat sich die Population nicht wie erwartet erholt. Wissenschaftler machen den Klimawandel verantwortlich, der die Erwärmung der Arktis beschleunigt und die Beute der Grauwale stört. Auch Schiffskollisionen und Verstrickungen in Fischernetzen tragen zu den Verlusten bei.

Ein Whale Fall ist ein bedeutendes ökologisches Ereignis. Der Kadaver eines Wals bietet Nahrung für eine Vielzahl von Meereslebewesen und schafft neue Lebensräume. Die Zersetzung erfolgt in drei Phasen: Zuerst kommen die Aasfresser, dann die Würmer, und schließlich die Bakterien, die Wasserstoffsulfid produzieren und eine Vielzahl von Arten ernähren. Diese Prozesse können Jahrzehnte dauern und sind ein wesentlicher Bestandteil des marinen Ökosystems.

Obwohl der Kadaver des jungen Grauwals verschwunden ist, könnte er in den Tiefen des Canyons neues Leben unterstützen. Die Natur hat ihre eigenen Wege, Leben aus dem Tod zu schaffen, und dieser Prozess ist ein faszinierendes Beispiel für die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Meeresökosysteme.

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