Reparatur-Recht: Steigende Kosten gefährden Nachhaltigkeit

KÖLN / LONDON (IT BOLTWISE) – Ein neues Reparatur-Recht, das die Nachhaltigkeit fördern soll, könnte unbeabsichtigte wirtschaftliche Folgen haben. Fachhändler und Hersteller rechnen mit steigenden Kosten, die sowohl Reparaturen als auch Neugeräte betreffen könnten.

Die Einführung eines neuen Reparatur-Rechts in der Europäischen Union, das ab Juli 2024 gilt, könnte die Bemühungen zur Förderung der Nachhaltigkeit untergraben. Laut einer Umfrage des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH erwarten 68 Prozent der Fachhändler und 63 Prozent der Hersteller steigende Reparaturkosten. Diese resultieren aus teureren Ersatzteilen und einem erhöhten Personalaufwand. Die Richtlinie verpflichtet Hersteller, Reparaturen auch nach Ablauf der Gewährleistung zu einem fairen Preis anzubieten, was jedoch zu höheren Lagerkosten führen könnte.

Interessanterweise zeigt die Studie, dass 62 Prozent der Fachhändler auch eine Erhöhung der Preise für Neugeräte erwarten, um die gestiegenen Reparaturkosten auszugleichen. Bei den Herstellern teilt nur ein geringerer Anteil von 37 Prozent diese Erwartung. Dies könnte darauf hindeuten, dass die neue Richtlinie die Bemühungen zur Reduzierung von Elektroschrott durch potenziell erhöhte Reparaturpreise konterkariert.

Die Umfrage, an der über 4.100 Verbraucher sowie 164 Fachhändler und 20 Hersteller teilnahmen, zeigt, dass 70 Prozent der Verbraucher Reparaturen oft als zu teuer im Vergleich zum Neukauf empfinden. Nur ein Viertel der Befragten ist bereit, für eine Reparatur bis zu 22 Prozent des Neugerätepreises zu zahlen. Dies deutet darauf hin, dass die Preisgestaltung ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz von Reparaturen ist.

Die Branche sieht sich zudem mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, der die Kapazität zur Erhöhung des Reparaturvolumens einschränkt. 74 Prozent der Fachhändler geben an, dass sie ihr aktuelles Reparaturvolumen aufgrund fehlender Fachkräfte nicht erhöhen können. Dies könnte die Umsetzung der neuen Richtlinie weiter erschweren und die angestrebte Verlängerung der Lebensdauer von Geräten behindern.

Die EU-Richtlinie zielt darauf ab, die Lebensdauer von Geräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken zu verlängern und somit den Elektroschrott zu reduzieren. Eine Verlängerung der Gewährleistung um ein Jahr bei Reparaturen während der Gewährleistungsfrist soll Anreize für nachhaltigere Konsumgewohnheiten schaffen. Doch die steigenden Kosten könnten die Verbraucher davon abhalten, Reparaturen in Anspruch zu nehmen, was die Wirksamkeit der Richtlinie gefährden könnte.

Experten warnen, dass ohne eine sorgfältige Umsetzung und Unterstützung durch die Politik die Gefahr besteht, dass die Richtlinie ihre Ziele verfehlt. Eine mögliche Lösung könnte in der Förderung von Ausbildungsprogrammen für Fachkräfte liegen, um den Mangel an qualifiziertem Personal zu beheben. Zudem könnten staatliche Subventionen für Reparaturen die Kosten für Verbraucher senken und die Akzeptanz erhöhen.

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