Herausforderungen der Solarmodulproduktion in Deutschland

HAMBURG / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Energiewende in Deutschland steht vor einer neuen Herausforderung: Die heimische Produktion von Solarmodulen erweist sich als kostspieliger als erwartet.

Das Hamburger Startup 1Komma5Grad hat seine Pläne zur Errichtung einer Solarmodulfabrik in Deutschland auf unbestimmte Zeit verschoben. Ursprünglich war geplant, ab 2024 in Ostdeutschland Solarmodule mit einer jährlichen Kapazität von einem Gigawatt zu produzieren. Bis 2030 sollte diese Kapazität auf fünf Gigawatt steigen. Doch nun sieht sich das Unternehmen mit erheblichen Kostenproblemen konfrontiert, die eine wettbewerbsfähige Produktion im Inland erschweren.

Philipp Schröder, Mitgründer und Geschäftsführer von 1Komma5Grad, erklärte, dass die Produktionskosten in Deutschland im Vergleich zum Ausland zu hoch seien. Dies liege vor allem an der fehlenden Möglichkeit, die Module in einer Größenordnung zu fertigen, die ausreichende Kostenvorteile bringe. Hinzu kommen hohe Energie- und Lohnkosten, die die Produktion zusätzlich belasten.

Der globale Markt für Solarmodule wird stark von asiatischen Herstellern dominiert, die durch Massenproduktion und niedrigere Lohnkosten einen erheblichen Wettbewerbsvorteil haben. In China, wo 1Komma5Grad derzeit seine Module fertigen lässt, sind die Produktionsbedingungen deutlich günstiger. Dies stellt deutsche Hersteller vor die Herausforderung, entweder innovative Produktionsmethoden zu entwickeln oder auf andere Weise wettbewerbsfähig zu bleiben.

1Komma5Grad bezieht das für die Solarzellenproduktion notwendige Polysilizium aus Deutschland, was die Wertschöpfungskette im Inland stärken könnte. Dennoch reicht dies nicht aus, um die hohen Produktionskosten auszugleichen. Die Entscheidung, die Produktion in Deutschland vorerst nicht aufzunehmen, wirft Fragen über die Zukunft der Energiewende und die Rolle Deutschlands als Produktionsstandort auf.

Das Unternehmen, das als einziges Hamburger Einhorn gilt, beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter und bietet neben Solarmodulen auch Stromspeicher, Wärmepumpen und Ladesäulen an. Im vergangenen Jahr erzielte 1Komma5Grad einen Umsatz von etwa 520 Millionen Euro, was einem Wachstum von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahlen verdeutlichen das Potenzial des Unternehmens, trotz der aktuellen Herausforderungen.

Die Verschiebung der Produktionspläne könnte auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Stärkung der heimischen Industrie. Experten sind sich einig, dass innovative Lösungen und staatliche Unterstützung notwendig sind, um die Produktion von Solarmodulen in Deutschland langfristig zu sichern und die Energiewende erfolgreich voranzutreiben.

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