Kollaps der Ozeanzirkulation: Bedrohung für Europas Klima

LONDON (IT BOLTWISE) – In der nahen Zukunft könnte ein dramatischer Wandel im globalen Klima Teile der Welt in eine ungewohnte und beunruhigende Kälte versetzen. Wissenschaftler schlagen Alarm wegen eines möglichen Zusammenbruchs eines der wichtigsten Systeme, das die Wetterbedingungen unseres Planeten reguliert.

Die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC) ist ein entscheidendes Netzwerk von Meeresströmungen, das wie ein riesiges Förderband warme Wassermassen aus den Tropen in Richtung der nördlichen Hemisphäre zieht. Diese Strömungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Stabilisierung des Klimas, insbesondere in Europa, wo sie für relativ milde Winter sorgen. Doch die wachsende Besorgnis unter Wissenschaftlern deutet darauf hin, dass die globale Erwärmung dieses empfindliche System stören könnte, was möglicherweise zu einem Zusammenbruch noch in diesem Jahrhundert führen könnte.

Die Folgen eines solchen Zusammenbruchs wären für Europa unmittelbar und drastisch. Eine neue Studie, veröffentlicht in Geophysical Research Letters, zeigt, dass der Kontinent eine starke Abkühlung erfahren könnte, mit Temperaturen, die weit unter den aktuellen Normen liegen. Beispielsweise könnte London extreme Winterbedingungen mit Temperaturen von minus 2,2°F erleben, während Oslo Temperaturen von minus 55°F erreichen könnte. Diese drastische Veränderung würde das Leben in Europa erheblich beeinflussen, von der Landwirtschaft bis zur Infrastruktur.

Experten warnen, dass Europa auf diese Art von extremer Kälte nicht vorbereitet ist. “Die Gesellschaft in vielen Teilen der nördlichen Hemisphäre ist nicht für solche Kälteextreme ausgelegt”, sagt René van Westen, ein Meeres- und Atmosphärenforscher an der Universität Utrecht in den Niederlanden und Mitautor der Studie. Der Zusammenbruch würde nicht nur das tägliche Leben stören, sondern könnte auch zu Ernteausfällen, Nahrungsmittelknappheit und sogar zu Infrastrukturschäden führen.

Während der potenzielle Zusammenbruch der AMOC Teile Europas abkühlen könnte, würde er keine Erleichterung von den breiteren Auswirkungen des Klimawandels bieten. Da die globalen Temperaturen aufgrund von fossilen Brennstoffemissionen weiter steigen, würde Europa weiterhin zunehmend gefährliche Hitzewellen im Sommer erleben, was die Herausforderungen des Winterfrosts verschärfen würde.

Die Studie hebt hervor, dass selbst bei einem Zusammenbruch der AMOC die globale Erwärmung die Kühlungseffekte in der nördlichen Hemisphäre weiterhin überschattet. Tatsächlich wären in einer Welt mit Temperaturen, die 4°C höher sind als vorindustrielle Niveaus, die Auswirkungen des AMOC-Zusammenbruchs im Vergleich zum allgemeinen Temperaturanstieg vernachlässigbar.

Im Gegensatz dazu würde die südliche Hemisphäre eine intensivere Erwärmung erfahren, was das globale Klimagleichgewicht weiter verstärken würde. Die ungleichmäßige Verteilung der Temperaturveränderungen könnte zu steigenden Meeresspiegeln führen, die insbesondere den Nordosten der Vereinigten Staaten betreffen, wo die Abschwächung der AMOC bereits mit vermehrten Überschwemmungen in Verbindung gebracht wurde. Dieses Szenario unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Meeresströmungen und die größeren Kräfte, die den Klimawandel antreiben, zu überwachen.

Aus der Forschung geht klar hervor, dass ein Zusammenbruch der AMOC eine unbestreitbare Bedrohung darstellt. Die Autoren der Studie betonen, dass, obwohl der Zeitpunkt und das Ausmaß des Zusammenbruchs ungewiss bleiben, seine potenziellen Folgen katastrophal sein könnten. “Wir wollen es um jeden Preis vermeiden”, sagt van Westen.

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