Wie unattraktive Gesichter die Wahrnehmung von Schönheit beeinflussen

LONDON (IT BOLTWISE) – In der Welt der sozialen Interaktionen spielt die Wahrnehmung von Schönheit eine entscheidende Rolle. Eine neue Studie zeigt, dass die Attraktivität eines Gesichts nicht nur von dessen eigenen Merkmalen abhängt, sondern auch stark von den Gesichtern in seiner Umgebung beeinflusst wird.

Die Wahrnehmung von Schönheit ist ein komplexes Zusammenspiel aus individuellen Merkmalen und dem sozialen Kontext, in dem diese Merkmale betrachtet werden. Eine kürzlich in Current Psychology veröffentlichte Studie zeigt, dass die Attraktivität eines Gesichts positiver wahrgenommen wird, wenn es neben weniger attraktiven Gesichtern erscheint. Diese Entdeckung unterstreicht die Bedeutung des emotionalen Kontextes bei der Beurteilung von Gesichtern.

Die Forscher untersuchten, wie Menschen in sozialen Situationen, in denen mehrere Gesichter sichtbar sind, Persönlichkeitsmerkmale bewerten. Bisherige Studien konzentrierten sich meist auf die Beurteilung isolierter Gesichter und stellten fest, dass attraktive Gesichter oft mit positiven Eigenschaften wie Freundlichkeit oder Intelligenz assoziiert werden. Doch in der Realität werden Gesichter selten isoliert betrachtet. Die Autoren wollten herausfinden, ob die Attraktivität benachbarter Gesichter die Wahrnehmung einer Person beeinflusst, insbesondere wenn ein Gesicht aus der Menge hervorsticht.

Die Studie nutzte ein neurowissenschaftliches Verfahren namens ereigniskorrelierte Potenziale (ERP), um die Gehirnreaktionen während der Merkmalsbewertung zu messen. Die Teilnehmer sahen Paare von weiblichen Gesichtern, wobei eines mäßig attraktiv und das andere entweder sehr oder wenig attraktiv war. Anschließend sollten sie beurteilen, ob ein Wort, das eine Persönlichkeitseigenschaft beschreibt, zum Zielgesicht passt. Die Gehirnreaktionen auf das Wort wurden aufgezeichnet, insbesondere Komponenten, die mit emotionaler Verarbeitung und semantischen Konflikten verbunden sind.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer eher dazu neigten, Zielgesichter mit positiven Eigenschaften zu assoziieren als mit negativen. Interessanterweise war der Unterschied zwischen positiven und negativen Bewertungen größer, wenn das Hintergrundgesicht unattraktiv war. Dies deutet darauf hin, dass ein mäßig attraktives Gesicht als besonders positiv wahrgenommen wird, wenn es neben einem weniger attraktiven Gesicht erscheint.

Die Forscher analysierten auch die Reaktionszeiten. Die Teilnehmer reagierten schneller, wenn das Hintergrundgesicht wenig attraktiv war, was darauf hindeutet, dass der emotionale Einfluss der Paarung die Merkmalsbewertung in einigen Kontexten erleichtert haben könnte. Ein wichtiger Bestandteil, das N400, ist mit der Erkennung von Diskrepanzen zwischen Erwartungen und tatsächlichem Input verbunden. In dieser Studie war das N400 bei negativen Eigenschaftswörtern signifikant größer, was auf einen größeren Konflikt hinweist, wenn die Teilnehmer ein negatives Wort mit einem Zielgesicht assoziieren mussten.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Beurteilung von Gesichtern nicht nur von deren eigenen Merkmalen abhängt, sondern auch von der emotionalen Reaktion, die durch den Vergleich mit anderen Gesichtern ausgelöst wird. Interessanterweise hatten weniger attraktive Hintergrundgesichter einen stärkeren Einfluss als sehr attraktive, möglicherweise aufgrund des größeren emotionalen Kontrasts, den sie erzeugten. Diese Erkenntnisse unterstützen die Idee, dass emotionale Verarbeitung eine zentrale Rolle bei der Bewertung anderer Menschen spielt, selbst wenn dies nicht bewusst wahrgenommen wird.

Die Studie bietet eine neue Perspektive auf das bekannte “Schönheit ist gut”-Stereotyp, indem sie zeigt, dass Urteile kontextabhängig und durch emotionale Hinweise von umgebenden Gesichtern beeinflusst werden können. Während attraktive Menschen im Allgemeinen positiver wahrgenommen werden, kann sich diese Positivität auch auf andere ausdehnen, wenn der Kontext unvorteilhafte Vergleiche beinhaltet.

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