BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die psychologischen Mechanismen, die zur Unterstützung rechtspopulistischer Einstellungen in westlichen Demokratien führen.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im American Behavioral Scientist untersucht die Gründe, warum Bürger in westlichen Demokratien rechtspopulistische Einstellungen annehmen. Die Forscher fanden heraus, dass das Gefühl, von politischen Eliten nicht respektiert oder anerkannt zu werden, nicht als Individuum, sondern als Mitglied der nationalen Gemeinschaft, ein Gefühl der Bedrohung der sozialen Identität auslösen kann. Diese Bedrohung führt zu zwei emotionalen Reaktionen, die helfen, ein Gefühl der Zugehörigkeit wiederherzustellen: Verachtung gegenüber Eliten und Ablehnung nationaler Minderheiten.
Der Rechtspopulismus hat in den letzten Jahrzehnten erheblich an Bedeutung gewonnen. Im Kern teilt der Rechtspopulismus die Gesellschaft in zwei Lager: die tugendhaften, „gewöhnlichen Menschen“ und die korrupten Eliten. Diese Weltsicht verspricht Anerkennung, Respekt und wiederhergestellten Status für diejenigen, die sich von der politischen Elite ignoriert fühlen.
Frühere Studien haben die Unterstützung für Rechtspopulismus mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten oder kulturellen Veränderungen in Verbindung gebracht. Doch die Forscher Julia Elad-Strenger und Thomas Kessler schlagen vor, dass dies nur oberflächliche Ausdrucksformen eines tieferen psychologischen Antriebs sind: das Gefühl der Missachtung. Mit anderen Worten, die Unterstützung für den rechtspopulistischen Flügel könnte aus dem Gefühl entstehen, dass der eigene Wert als vollwertiges Mitglied der Nation verneint wird.
Um diese Theorie zu testen, führten sie drei Studien in Deutschland durch, einem Land, in dem die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) in den letzten Jahren an Boden gewonnen hat. Die Studien kombinierten Umfragen und experimentelle Methoden, um ein vorgeschlagenes Modell zu testen: Wenn Menschen sich von Eliten als nationale Mitglieder missachtet fühlen, erleben sie eine Bedrohung ihrer sozialen Identität. Um mit dieser Bedrohung umzugehen, drücken sie Verachtung für Eliten aus und befürworten negative Einstellungen gegenüber nationalen Minderheiten.
Die erste Studie zeigte, dass Menschen, die sich von Eliten nicht anerkannt fühlten, stärkere Bedrohungsgefühle für ihre nationale Identität berichteten und in der Folge mehr Verachtung gegenüber Eliten und stärkere Ablehnung von Minderheiten äußerten. Diese Muster hielten auch nach Berücksichtigung von politischer Ideologie, Bildung, Einkommen und nationaler Orientierung an.
In der zweiten Studie wurde getestet, ob Missachtung experimentell induziert werden kann und ob sie die vorhergesagten Reaktionen hervorruft. Eine neue Stichprobe von 155 deutschen Erwachsenen las einen erfundenen Nachrichtenartikel, der entweder Politiker als anerkennend oder als nicht anerkennend gegenüber „gewöhnlichen Deutschen“ darstellte. Diejenigen, die der Missachtungsbedingung ausgesetzt waren, fühlten sich in ihrer nationalen Identität stärker bedroht und äußerten in der Folge mehr Verachtung für Eliten und stärkere Ablehnung von Minderheiten.
Die dritte Studie manipulierte direkt das Gefühl der Marginalisierung der Teilnehmer. Mithilfe eines Quiz und gefälschtem Feedback wurde einigen Teilnehmern mitgeteilt, dass sie als „stark marginalisiert“ als gewöhnliche Deutsche gelten, während anderen mitgeteilt wurde, dass sie „wenig marginalisiert“ sind. Die Ergebnisse stützten das vorgeschlagene psychologische Modell weiter.
Zusammen bieten die drei Studien eine kohärente Erklärung dafür, wie und warum das Gefühl, „zurückgelassen“ zu werden, einige Individuen dazu bringt, rechtspopulistische Überzeugungen anzunehmen. Anstatt allein wirtschaftliche Not, ist es die Erfahrung symbolischer Ausgrenzung, die diese Einstellungen antreibt. Diese Missachtung wird als gruppenbasierte Beleidigung erlebt, nicht als persönliche Kränkung.
Die Forscher glauben, dass der identifizierte psychologische Prozess auch in anderen Demokratien relevant ist, in denen der Rechtspopulismus zunimmt. Ihre Ergebnisse helfen zu erklären, warum Bemühungen, den Populismus allein durch materielle Entschädigung zu bekämpfen, möglicherweise nicht ausreichen.
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