FRANKFURT / LONDON (IT BOLTWISE) – Jürgen Dormann, der letzte Chef der Hoechst AG, hat den Chemie- und Pharmakonzern durch eine umstrittene Fusion mit Rhone-Poulenc in Aventis verwandelt. Sein Führungsstil und seine Entscheidungen polarisieren bis heute, da sie den Untergang eines deutschen Industriegiganten einleiteten.

Jürgen Dormann, der letzte Vorstandsvorsitzende der Hoechst AG, ist untrennbar mit der Transformation des Unternehmens verbunden, die letztlich zu seiner Auflösung führte. Dormann, der 1994 die Leitung übernahm, war bekannt für seinen markanten Führungsstil und seine Bereitschaft, radikale Veränderungen vorzunehmen. Unter seiner Führung fusionierte Hoechst 1999 mit dem französischen Konkurrenten Rhone-Poulenc, was zur Gründung von Aventis führte. Diese Fusion bedeutete nicht nur einen Umzug des Unternehmenssitzes nach Straßburg, sondern auch das Ende der Hoechst AG als eigenständiges Unternehmen.
In der Öffentlichkeit wurde Dormanns Ansatz, das Traditionsunternehmen zu „entrosten und entfrosten“, sowohl gelobt als auch kritisiert. Während einige seine Bemühungen, frischen Wind in das Unternehmen zu bringen, begrüßten, stieß die Kündigung des Haustarifvertrags bei der Belegschaft auf erheblichen Widerstand. Dormanns Entscheidungen führten zu einem massiven Stellenabbau, da die Belegschaft von 160.000 auf etwa 90.000 Mitarbeiter schrumpfte. Diese Maßnahmen wurden von vielen als notwendig erachtet, um die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend globalisierten Markt zu sichern.
Die Fusion mit Rhone-Poulenc und die anschließende Gründung von Aventis wurden von Dormann als strategischer Schritt zur Schaffung eines europäischen Marktführers im Bereich Life Sciences gesehen. Doch die Realität sah anders aus: Der Plan, Aventis zu einem führenden Unternehmen mit starken Agrochemie- und Pharmaspaten zu machen, scheiterte. Bereits 2000 wurde das Agrochemie-Geschäft verkauft, und 2004 übernahm der kleinere Konkurrent Sanofi-Synthélabo Aventis, was das Scheitern der von Dormann propagierten „Europa AG“ verdeutlichte.
Die Kritik an Dormanns Managementstil kam nicht nur von außen, sondern auch von ehemaligen Kollegen und Vorgängern. Wolfgang Hilger, Dormanns Vorgänger, warf ihm vor, das über Jahrzehnte aufgebaute Vermögen der Hoechst AG in kürzester Zeit vernichtet zu haben. Auch Karl-Gerhard Seifert, ein ehemaliger Vorstandskollege, kritisierte Dormanns Entscheidungen in seinem Buch „Goodbye Hoechst“. Trotz dieser Kritik bleibt Dormanns Einfluss auf die Unternehmenslandschaft unbestritten, und seine Rolle bei der Umgestaltung von Hoechst wird weiterhin kontrovers diskutiert.

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