KI-Analyse enthüllt neues Alter der Schriftrollen vom Toten Meer

GRONINGEN / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine bahnbrechende Studie der Universität Groningen hat das Alter der berühmten Schriftrollen vom Toten Meer neu datiert und damit die bisherigen Annahmen der Wissenschaftler in Frage gestellt.

Die Schriftrollen vom Toten Meer, eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, sind möglicherweise viel älter als bisher angenommen. Forscher der Universität Groningen in den Niederlanden haben mithilfe von Künstlicher Intelligenz das Alter dieser antiken Texte neu bestimmt. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde, zeigt, dass einige der Schriftstücke, darunter das Buch Daniel, deutlich früher datiert werden können als bisher angenommen.

Das KI-Programm, das den Namen „Enoch“ trägt, wurde mit einer Vielzahl bereits datierter antiker Texte aus dem heutigen Israel und dem Westjordanland gefüttert, die auch Radiokarbondaten enthielten. Mithilfe von maschinellem Lernen analysierte das Programm die Handschriften von 135 Fragmenten der Schriftrollen vom Toten Meer. Die Ergebnisse legen nahe, dass das Fragment des Buches Daniel, das ursprünglich auf die 160er Jahre v. Chr. datiert wurde, möglicherweise bereits aus dem Jahr 230 v. Chr. stammt. Dies fällt in die Zeit, in der das biblische Buch verfasst wurde.

Die Forscher betonen, dass die Enoch-Technologie eine neue Tür zur Antike öffnet, ähnlich einer Zeitmaschine, die es ermöglicht, die Hände zu studieren, die die Bibel geschrieben haben. Besonders bemerkenswert ist, dass erstmals zwei biblische Schriftrollenfragmente aus der Zeit ihrer vermuteten Autoren stammen. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Verbreitung des Schreibens in der Antike und könnten die Debatten über die Ursprünge des Judentums und des Christentums beeinflussen.

Die Schriftrollen vom Toten Meer wurden erstmals 1943 von zwei Beduinenhirten entdeckt, die sie in Höhlen in der Region Qumran nahe dem Toten Meer fanden. Sie gelten als die ältesten bekannten Fragmente jüdischer Manuskripte, die in Hebräisch, Griechisch, Arabisch und Aramäisch verfasst wurden und bis ins dritte und zweite Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Die Manuskripte werden oft der jüdischen Sekte der Essener zugeschrieben, die zur Zeitenwende lebten.

Die neuen Datierungen der Schriftrollen führen zu einer neuen Chronologie und einer Neudatierung wichtiger antiker jüdischer Texte, die zur aktuellen Diskussion über die Ursprünge des Judentums und des Christentums beitragen. Diese Entdeckungen könnten auch Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie wir die Entwicklung der Schriftkultur in der Antike verstehen.

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