BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Tankstellen-Interessenverband (TIV) hat erneut die Preisdynamiken an deutschen Tankstellen kritisiert und fordert von der Bundesregierung sowie der EU-Kommission ein entschiedenes Eingreifen gegen die Praktiken der Mineralölkonzerne.
Der Tankstellen-Interessenverband (TIV) hat die Preisdynamiken an deutschen Tankstellen scharf kritisiert und fordert Maßnahmen gegen die Wettbewerbsverzerrungen durch Mineralölkonzerne. Insbesondere die Praxis der sogenannten “Verwirrungspreise” sowie die finanziellen Bindungen durch Zwischenprovisionen belasten sowohl Pächter als auch Verbraucher erheblich. Laut Jochen Wilhelm, Geschäftsführer des TIV, geraten beide Gruppen ins Hintertreffen, während die Konzerne “kartellrechtlich zweifelhafte Eskapaden” veranstalten. Der Verband fordert daher ein entschiedenes Eingreifen von der Bundesregierung, der EU-Kommission und dem Kartellamt. Mit rund 700 Mitgliedern, die etwa 1.000 Tankstellen betreiben, repräsentiert der TIV eine bedeutende Anzahl von Pächtern, die oft mit unfassbaren Preisschwankungen an den Zapfsäulen konfrontiert sind. Trotz konstanter Ölpreise auf dem Weltmarkt beobachten Pächter und Autofahrer regelmäßig “Verwirrungspreise”, bei denen die Preisetiketten sprunghaft variieren – meist ohne erkennbare Logik. Eine Analyse des Portals benzinpreis.de untermauert diese Vorwürfe: Mehrere Tausend Tankstellen wiesen im Mai Preise aus, die teils weniger als 15 Minuten Bestand hatten. Bei einigen Tankstellen hielten die Preise sogar nur fünf Minuten lang. Diese Praxis verschärft die Unsicherheit bei Kunden und Pächtern, während sie bei den großen Mineralölkonzernen die Kassen klingeln lässt. Auch das Nebengeschäft in den Tankstellen gerät ins Zentrum der Kritik. Der TIV prangert eine “doppelte Wettbewerbsverzerrung” an: Durch sogenannte Zwischenprovisionen treiben Konzerne die Kosten der Shop-Artikel hoch, und die Pächter sind gezwungen, zu überhöhten Preisen einzukaufen. Aktuell hat der Verband eine Klage gegen Shell eingereicht, die ihre Pächter verpflichtet, den Großteil der Waren von der eigenen Tochtergesellschaft zu beziehen. Diese Praxis bindet die Pächter in finanzielle Abhängigkeit und macht ein freies Unternehmertum quasi unmöglich. Doch der Trend im Tankstellengeschäft verändert sich: Der Verkauf von Produkten im Shop, von Lebensmitteln bis hin zu Alltagswaren, wird immer lukrativer – ganze 60 Prozent des Rohertrags schöpfen große Konzerne aus diesem Bereich. Die Zukunft lautet nicht mehr “Tankstelle mit Shop”, sondern “Shop mit Tankstelle”, prognostiziert der TIV.
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