MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die geopolitische Landschaft Europas wird durch die Aktivitäten von Russlands sogenannter Schattenflotte auf eine harte Probe gestellt. Trotz umfassender Sanktionen und Preisdeckelungen gelingt es Russland, seine Ölexporte aufrechtzuerhalten und dabei internationale Regelungen geschickt zu umgehen.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland, insbesondere der G7-Ölpreisdeckel, sollten den Kreml unter Druck setzen und seine Einnahmen aus dem Ölgeschäft schmälern. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Russlands Schattenflotte, bestehend aus alten, schlecht gewarteten Tankern, die unter falscher Flagge fahren und ihre GPS-Signale abschalten, floriert. Diese Schiffe bewegen sich außerhalb jeglicher internationaler Rechenschaftspflicht und transportieren weiterhin Rohöl durch internationale Gewässer.
Ein Paradebeispiel für diese Problematik ist der havarierte Tanker „Eventin“, der seit Januar manövrierunfähig vor der deutschen Ostseeküste treibt. Mit 99.000 Tonnen Rohöl an Bord und einem technischen Defekt ausgestattet, symbolisiert er die Herausforderungen, vor denen Europa steht. Die „Eventin“ gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dieser Schattenflotte, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den G7-Ölpreisdeckel von 60 Dollar pro Fass zu umgehen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Januar wurden 84 Prozent der russischen Ölexporte über diese Schattenflotte abgewickelt. Anfang 2024 lag der Anteil noch bei 64 Prozent. Die Anzahl der eingesetzten Tanker steigt kontinuierlich, viele davon sind über 30 Jahre alt und oft ohne Versicherung unterwegs. Diese Schiffe stellen nicht nur ein sicherheitspolitisches, sondern auch ein ökologisches Risiko dar, wie jüngste Havarien vor Schottland und in der Ostsee zeigen.
Hauptabnehmer des russischen Öls sind Länder wie China, Indien, Brasilien und die Türkei. Allein China importierte im Januar russisches Rohöl im Wert von 4,3 Milliarden Euro. Die Sanktionen auf dem Papier erweisen sich als wenig effektiv, da Schlupflöcher bestehen, die teils aus Europa selbst kommen. Über 50 Prozent der Tanker, die heute Teil von Putins Schattenflotte sind, stammen ursprünglich aus westlichem Besitz, vor allem aus Griechenland.
Die geopolitische Realität erschwert zudem die Durchsetzung internationaler Maßnahmen. Kanada schlug kürzlich vor, eine internationale Taskforce zur Bekämpfung der Schattenflotte zu gründen. Doch die USA zeigten unter der Trump-Administration wenig Interesse, Putin in diesem Bereich ernsthaft unter Druck zu setzen. Auch die digitale Infrastruktur der Schattenflotte, die teilweise auf Musks Starlink-System basiert, trägt zur Komplexität bei.
Russland hat seit Kriegsbeginn rund zehn Milliarden Dollar in den Aufbau der Schattenflotte investiert. Diese Investition scheint sich auszuzahlen, denn die „Geisterschiffe“ sind profitabel – für Moskau, für deren Betreiber und zum Teil auch für ehemalige Eigentümer in Europa. Trotz der Sanktionen verdient Russland mit Ölexporten weiterhin Milliarden.

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