ANKARA / LONDON (IT BOLTWISE) – In einem weiteren Schritt zur Stärkung seiner Kontrolle über die türkischen Streitkräfte hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan nun die Befugnis, die Beförderungsfristen für Offiziere und Unteroffiziere nach eigenem Ermessen zu ändern.

Die kürzlich verabschiedete Gesetzgebung in der Türkei ermöglicht es Präsident Recep Tayyip Erdoğan, die Beförderungsfristen innerhalb der türkischen Streitkräfte durch präsidiale Dekrete zu ändern. Diese Maßnahme, die als Teil eines umfassenderen Gesetzespakets vom Parlament verabschiedet wurde, erlaubt es dem Präsidenten, die Wartezeiten für Beförderungen zu verkürzen oder zu verlängern, wenn Ungleichgewichte in der Rangverteilung auftreten.
Die Regierung rechtfertigt diese Änderung als notwendiges Mittel zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und des Personalgleichgewichts. Kritiker hingegen befürchten, dass diese Reform das auf Leistung basierende Beförderungssystem untergraben könnte und Erdoğans direkten Einfluss auf die Befehlskette erhöht. Militäranalysten warnen, dass die Möglichkeit, Beförderungsintervalle zu ändern, zu ungleicher Behandlung unter den Offizieren führen und Loyalität über Kompetenz stellen könnte.
Seit dem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016 hat die türkische Regierung ihre Kontrolle über das Militär kontinuierlich ausgeweitet. Tausende Offiziere wurden entlassen, und die Kommandostruktur wurde unter strengere staatliche Aufsicht gestellt. Die aktuelle Gesetzesänderung gibt der Exekutive nun noch mehr Einfluss auf die Karriereentwicklung innerhalb der Streitkräfte, die zuvor festen Zeitplänen folgte, die an Dienstalter und Leistungsbewertungen gebunden waren.
In den meisten NATO-Mitgliedstaaten erfolgt die Beförderung von Offizieren durch einen strukturierten, wettbewerbsorientierten Prozess, der unabhängige Prüfungsausschüsse und gesetzliche Richtlinien umfasst. Während auch in der Türkei Leistungsbewertungen und Bildungsanforderungen eine Rolle spielen, war die Dienstzeit in der jeweiligen Rangstufe historisch gesehen ein zentraler Faktor für die Beförderungsberechtigung. Durch die neue Gesetzgebung, die dem Präsidenten die Befugnis gibt, diese Zeitpläne zu überschreiben, wird der Einfluss auf militärische Karrieren weiter auf die Exekutive verlagert.
Die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung könnten weitreichend sein. Während die Regierung betont, dass die Maßnahme zur Sicherstellung der operativen Effizienz notwendig sei, bleibt die Sorge, dass sie die militärische Hierarchie destabilisieren könnte. In einem Umfeld, in dem die Loyalität zum Präsidenten möglicherweise über die fachliche Eignung gestellt wird, könnte die Moral innerhalb der Streitkräfte leiden.
Der Vergleich mit anderen NATO-Staaten zeigt, dass die Türkei einen einzigartigen Weg eingeschlagen hat, der die Rolle des Präsidenten in militärischen Angelegenheiten erheblich stärkt. Diese Entwicklung könnte auch die Beziehungen zu anderen NATO-Mitgliedern beeinflussen, die auf ein transparentes und meritokratisches Beförderungssystem setzen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich diese neuen Befugnisse auf die Struktur und Effektivität der türkischen Streitkräfte auswirken werden. Die langfristigen Folgen dieser Reform könnten sowohl die interne Dynamik des Militärs als auch die außenpolitischen Beziehungen der Türkei beeinflussen.

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