PEKING / LONDON (IT BOLTWISE) – Die jüngsten Entwicklungen im Bereich der seltenen Erden haben die geopolitische Landschaft erheblich verändert. China, das rund 90 % der weltweiten Produktion dieser kritischen Rohstoffe kontrolliert, nutzt seine Position zunehmend als strategisches Druckmittel. Die Auswirkungen sind weltweit spürbar, insbesondere in der Verteidigungsindustrie, die auf diese Materialien angewiesen ist.

Die Kontrolle Chinas über seltene Erden hat in den letzten Monaten zu erheblichen Spannungen auf dem globalen Markt geführt. Diese Rohstoffe sind entscheidend für die Herstellung moderner Technologien, von Smartphones bis hin zu militärischen Anwendungen wie Nachtsichtgeräten und Satelliten. Die jüngsten Exportbeschränkungen Chinas haben zu einem dramatischen Anstieg der Preise geführt, was die Abhängigkeit westlicher Länder von chinesischen Lieferungen verdeutlicht.
Ein besonders betroffenes Element ist Samarium, dessen Preis sich versechzigfacht hat. Dieses hitzebeständige Material ist unerlässlich für die Herstellung von Magneten in Jet-Triebwerken. Auch andere Mineralien verzeichnen erhebliche Preissteigerungen, was die Produktionskosten für viele Unternehmen in die Höhe treibt. Ein US-Zulieferer für Drohnenmotoren musste bereits Liefertermine um bis zu zwei Monate verschieben, da die chinesischen Restriktionen die Lieferketten erheblich beeinträchtigen.
China hat seine Exportpolitik für bestimmte Metalle seit Dezember verschärft, insbesondere für militärisch sensible Anwendungen. Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass Unternehmen wie Leonardo DRS, die US-Tochter des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo, ihre Sicherheitsbestände an Germanium, einem Schlüsselmaterial für Infrarotsensoren, aufbrauchen mussten. Der CEO Bill Lynn betonte die Notwendigkeit, den Materialfluss in der zweiten Jahreshälfte zu verbessern, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen.
Auch der Antriebsspezialist ePropelled aus New Hampshire sieht sich gezwungen, alternative Lieferquellen zu suchen, nachdem chinesische Lieferanten detaillierte Informationen über Kunden und Anwendungen verlangten. Diese Anforderungen zielten offensichtlich darauf ab, militärische Verwendungen auszuschließen. Die Folge war ein Stopp der Lieferung chinesischer Magneten, was die Abhängigkeit von alternativen Quellen wie Japan, Taiwan oder US-Startups wie Vulcan Elements und USA Rare Earth verstärkt.
Das US-Verteidigungsministerium hat auf diese Entwicklungen reagiert und investierte im Juli 400 Millionen USD in den US-Konzern MP Materials, Betreiber der größten Seltene-Erden-Mine Nordamerikas. Diese Investition soll helfen, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, doch der Aufbau eigener Lieferketten wird Jahre dauern. Besonders verwundbar sind kleine und mittelgroße Drohnenhersteller, die oft nicht über strategische Reserven oder Beschaffungsnetzwerke verfügen.
Die westliche Verteidigungsindustrie steht vor einer großen Bewährungsprobe. Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstofflieferanten birgt ein wachsendes Risiko, da über 80.000 Komponenten in US-Waffensystemen von diesen Lieferungen abhängen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, und Peking zeigt zunehmend selbstbewusst, wie wirkungsvoll sich die Kontrolle über kritische Rohstoffe als geopolitisches Druckmittel einsetzen lässt.

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