BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass Überstunden im Job sichtbare Veränderungen in der Gehirnstruktur hervorrufen können. Besonders betroffen sind Bereiche, die für kognitive Prozesse wie Entscheidungsfindung und Impulskontrolle verantwortlich sind. Diese Erkenntnisse werfen Fragen über die langfristigen Auswirkungen von Arbeitsstress auf die mentale Gesundheit auf.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift “Occupational & Environmental Medicine” wurden die Gehirne von 110 Beschäftigten im Gesundheitswesen mittels Magnetresonanztomographie untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Personen, die regelmäßig mehr als 52 Stunden pro Woche arbeiten, deutliche Volumenzuwächse in bestimmten Hirnregionen auftreten. Besonders auffällig war eine Vergrößerung im mittleren Frontallappen, die bei einigen Probanden bis zu 19 Prozent betrug. Diese Region ist entscheidend für kognitive Prozesse wie Entscheidungsfindung, Arbeitsgedächtnis und Impulskontrolle.
Die Forscher identifizierten mithilfe voxel-basierter Morphometrie Volumenzuwächse in 17 verschiedenen Hirnarealen, darunter auch Bereiche, die für emotionale Verarbeitung und soziales Verhalten verantwortlich sind. Die Studie offenbarte einen direkten Zusammenhang zwischen der wöchentlichen Arbeitszeit und den strukturellen Veränderungen im Gehirn. Diese Korrelation blieb bestehen, selbst nachdem Faktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Sportverhalten rechnerisch ausgeglichen wurden.
Als mögliche Erklärung für die beobachteten Hirnveränderungen ziehen Experten das Zusammenspiel aus Stress und Schlafproblemen heran. Wer viel arbeitet, schläft oft schlechter, was die Dichte und Dicke der grauen Substanz im Gehirn beeinflussen kann. Auch ein erhöhter Cortisolspiegel durch chronischen Stress spielt eine wichtige Rolle bei diesen strukturellen Anpassungen. Eine frühere Studie hatte bereits gezeigt, dass leichter bis mäßiger Stress eine erhöhte neuronale Aktivierung bewirken kann, was das Arbeitsgedächtnis verbessert.
Obwohl die Ergebnisse bemerkenswert sind, treffen die Studienautoren keine abschließende Aussage darüber, ob es sich bei den beobachteten Veränderungen um positive Anpassungen oder schädliche Effekte handelt. Auch bleibt unklar, ob die Veränderungen dauerhaft sind oder sich bei reduzierter Arbeitszeit zurückbilden können. Die Untersuchung war als Pilotstudie angelegt und lässt keine belastbaren Aussagen über langfristige Entwicklungen oder kausale Zusammenhänge zu. Die Erkenntnisse reihen sich in das bereits bekannte Wissen über die Gefahren übermäßiger Arbeitsbelastung ein und könnten Anstoß für politische Diskussionen über Arbeitszeitregelungen geben.

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