WASHINGTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Wettlauf ins All hat eine neue Dimension erreicht, in der China mit ambitionierten Plänen die Führung übernehmen könnte. Während die USA mit einer unklaren Raumfahrtstrategie kämpfen, setzt China auf technologische Innovationen und strategische Allianzen, um seine Position im Weltraum zu stärken.

Vor 68 Jahren schockierte die Sowjetunion die Welt mit dem Start von Sputnik 1 und entfachte damit den Wettlauf ins All. Heute stehen wir erneut vor einem solchen Moment, doch die Einsätze sind weitaus höher. Die Nation, die als führende Raumfahrtnation hervorgeht, wird nicht nur ihre wirtschaftliche und nationale Sicherheit garantieren, sondern auch die internationalen Regeln für Jahrzehnte bestimmen.
In Abwesenheit einer starken Führung im Bereich der Raumfahrt ist China bereit, die USA zu überholen. Während der Space Week, die vom 4. bis 10. Oktober stattfand, war die US-Regierung geschlossen, was symbolisch für eine richtungslose amerikanische Raumfahrtstrategie steht. In der Zwischenzeit hat China in den letzten sechs Monaten begonnen, eine KI-gestützte Supercomputing-Satellitenkonstellation zu entwickeln und plant zusammen mit Russland den Bau eines nuklearen Kraftwerks auf dem Mond zur Unterstützung ihrer geplanten Internationalen Mondforschungsstation.
Dr. Namrata Goswami, eine führende Analystin für Chinas Raumfahrtstrategie, hat eloquent dargelegt, wie die strategische Priorisierung der chinesischen Regierung in Bezug auf wiederverwendbare Raketen, orbitale Logistik und die Industrialisierung des Mondes es der Volksrepublik China ermöglichen könnte, die USA im Weltraum bald zu überholen. Diese Faktoren sind entscheidend, denn wiederverwendbare Raketen sind der Hauptgrund, warum die USA derzeit noch führend im Bereich der Raumfahrtstarts sind.
Doch dieses Vorsprung könnte schwinden. Heute übertrifft SpaceX, das private Unternehmen des Milliardärs Elon Musk, nicht nur jedes andere Unternehmen in der Raumfahrtwirtschaft, sondern auch jedes Land. Dieses Volumen ist ein zweischneidiges Schwert; einige Analysten warnen, dass die USA nur noch wenige Jahre haben, bevor China diese Leistung erreicht.
Bereits in den letzten fünf Jahren hat Peking In-Space-Betankung demonstriert, ein fraktioniertes orbitales Bombardierungssystem getestet und seine eigene bemannte Raumstation gestartet. Zudem hat China Proben von der Rückseite des Mondes entnommen und zurückgebracht – ein Kunststück, das die USA noch nie vollbracht haben.
Was wird die Welt erwarten, wenn China ungehindert seine geplanten Raumfahrtziele in den nächsten drei Jahrzehnten erreicht? Eine Reihe potenzieller Krisenszenarien sticht hervor. Wie würde Amerika reagieren, wenn ein Gegner heimlich einen US-Satelliten deaktiviert oder eine ganze Konstellation von Anti-Satelliten-Waffen einsetzt? Alternativ, was würde passieren, wenn ein chinesisches Unternehmen Sabotage betreibt und ein privates US-Satellitennetzwerk im Orbit stört?
Ein weiteres aufkommendes Wettbewerbsfeld ist die Energie. Während sich die meisten der Welt auf erneuerbare Energien konzentrieren, investiert China in weltraumgestützte Solarenergie – Systeme, die Elektrizität aus dem Orbit übertragen könnten, um seine geplante 10-Billionen-Dollar-pro-Jahr-Erde-Mond-Wirtschaftszone zu betreiben.
Es gibt auch strategische Immobilien zu gewinnen: den Mond. Anders als auf der Erde gibt es auf dem Mond große Mengen an Helium-3, das für Quantencomputing und Kernfusion verwendet wird. Zudem enthält die Mondoberfläche Eisvorkommen, die für Wasser und potenziellen Raketentreibstoff (in Form von Wasserstoff und Sauerstoff) genutzt werden können, und die größtenteils in den Polarregionen zugänglich sind. Wer diese Regionen zuerst besetzt, wird das Logistikzentrum des Sonnensystems kontrollieren.
Auch Krisenplanung ist notwendig. Heute haben wir Raumstationen, aber morgen könnten wir Raumhotels haben. Es wird unweigerlich kommerzielle Raumflugunfälle und Rettungsmissionen geben. Doch keine Bundesbehörde – weder die NASA, die Space Force noch die FAA – hat derzeit klare Befugnisse oder gar eigene Raumfahrzeuge, um solche Rettungs- oder Bergungsaktionen durchzuführen.
Der private Sektor bleibt unser stärkstes Kapital, aber auch dieser Vorteil ist flüchtig. Präsident Donald Trumps jüngste Exekutivanordnung zur Vereinfachung der Startlizenzen ist ein positiver Schritt. Dennoch ist Deregulierung allein keine Strategie. Die Nation braucht eine priorisierte Investitionsstrategie und eine nationale Vision. Der Weltraum stellt eine strategische Investitionsmöglichkeit dar. Wenn die Vereinigten Staaten dort nicht führen, verlieren sie nicht nur Prestige, sondern auch Wohlstand, Abschreckung und Kontrolle über die globalen Gemeingüter.
Der nächste Sputnik-Moment, mit anderen Worten, steht bevor. Die einzige Frage ist, ob er Amerika überraschen wird oder durch unsere Innovation katalysiert wird.

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