BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages erhitzt die Gemüter in Deutschland. Mehr als 75 % der IG BCE-Beschäftigten lehnen die Reform ab, die eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden vorsieht. Während die Arbeitgeber mehr Flexibilität fordern, sehen die Beschäftigten ihre Belastung bereits am Limit.

Die Debatte um die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages in Deutschland hat eine neue Intensität erreicht. Eine Umfrage der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zeigt, dass mehr als drei Viertel der befragten Mitglieder den Vorschlag der Bundesregierung ablehnen, die tägliche Arbeitszeitbegrenzung zugunsten einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden aufzuheben. Diese Reform, die im Koalitionsvertrag von Union und SPD verankert ist, soll laut Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas zu mehr Flexibilität führen.
Die Arbeitgeberseite, vertreten durch den Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC), argumentiert, dass längere Arbeitstage bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit Vorteile bieten könnten. Mathias Schöttke, Hauptgeschäftsführer des BAVC, betont, dass in bestimmten Situationen auch längere Arbeitszeiten notwendig sein könnten. Kanzler Friedrich Merz hat kürzlich gefordert, dass in Deutschland wieder mehr und effizienter gearbeitet werden müsse.
Die Beschäftigten hingegen fühlen sich bereits stark belastet. Laut der Umfrage der IG BCE klagen 90 % der Teilnehmer über zunehmende Arbeitsverdichtung und ein hohes Stresslevel. Zudem wünschen sich 60 % der Befragten eine Reduzierung der Arbeitszeit. In der Chemiebranche gilt derzeit eine tarifliche Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden, was die Forderungen nach kürzeren Arbeitszeiten unterstreicht.
Die Diskussion um die Arbeitszeitreform könnte auch die kommenden Tarifrunden prägen. Während die Arbeitgeber auf mehr Flexibilität pochen, fordern viele Beschäftigte das Gegenteil: kürzere Arbeitszeiten und stärkeren Gesundheitsschutz. Mitte Oktober plant Arbeitsministerin Bas, ihren Gesetzentwurf zur Reform des Arbeitszeitgesetzes vorzulegen. Ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessen der Union, SPD, Arbeitgeber und Gewerkschaften scheint jedoch schwierig zu sein.

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