HONGKONG / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Online-Modehändler Shein plant einen strategischen Börsengang in Hongkong, um neue Finanzierungsquellen zu erschließen und geopolitische Hürden zu überwinden.

Der Online-Modehändler Shein hat kürzlich einen vertraulichen Antrag für einen Börsengang an der Hong Kong Stock Exchange (HKEX) eingereicht. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Schritt in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens, das sich neue Finanzierungsoptionen erschließen möchte. Die geopolitischen Spannungen, die den geplanten Börsengang in London behindern, spielen dabei eine zentrale Rolle.
Shein, ursprünglich in China gegründet und nun in Singapur ansässig, sieht sich seit drei Jahren mit regulatorischen Herausforderungen konfrontiert. Die britische Finanzaufsicht hat bisher eine parallele IPO-Zulassung in London blockiert, was Shein dazu veranlasst hat, alternative Wege zu suchen. Ein zentraler Streitpunkt ist die Offenlegung möglicher Lieferkettenverbindungen zur chinesischen Region Xinjiang im Risikoteil des Prospekts.
Die britische Financial Conduct Authority (FCA) hatte eine Version des Prospekts genehmigt, die jedoch von Peking abgelehnt wurde. Die China Securities Regulatory Commission (CSRC) fordert eine andere Formulierung der politisch sensiblen Risiken, insbesondere im Hinblick auf westliche Vorwürfe zu Menschenrechtsverletzungen an der uigurischen Minderheit. Diese geopolitischen Spannungen haben Shein dazu veranlasst, den Druck auf die britischen Behörden zu erhöhen.
Die Anmeldung in Hongkong ist nicht nur eine strategische Ausweichbewegung, sondern auch ein gezielter Hebel, um London zu einem Kompromiss zu bewegen. Shein hofft, dass ein von der CSRC genehmigter Prospekt in Hongkong auch in London als Grundlage für einen IPO akzeptiert werden könnte. Bisher scheint eine Einigung jedoch unwahrscheinlich.
Ursprünglich hatte Shein 2023 eine Notierung an der US-Börse angestrebt, scheiterte jedoch an den Anforderungen der SEC. Nun setzt das Unternehmen auf Hongkong, unterstützt von Peking, das chinesische Unternehmen zunehmend ermutigt, auf heimische Märkte zu setzen. Ein Dual-Listing in Hongkong und London bleibt bei einem regulatorischen Durchbruch weiterhin eine Option.
Shein verfügt über rund 12 Milliarden US-Dollar an Barmitteln und ist nicht unter zeitlichem Druck. Investoren und Banken, darunter Goldman Sachs, Morgan Stanley und JPMorgan, drängen jedoch auf einen Abschluss, da ihre Vergütung vom Erfolg des IPOs abhängt.
Eine weitere Herausforderung stellt die Bewertung dar: Obwohl die Umsätze 2024 um 19 % auf 38 Milliarden US-Dollar stiegen, fiel der Nettogewinn um fast 40 % auf rund 1 Milliarde US-Dollar. Dies wirft Fragen zur Nachhaltigkeit des 66-Milliarden-Dollar-Bewertungsniveaus auf, das 2022 im privaten Markt erzielt wurde.
Positiv wirkt, dass sich der Rückzug des chinesischen Konkurrenten Temu aus dem US-Markt und die nach wie vor starken USA-Verkäufe stabilisierend auf die Profitabilität ausgewirkt haben sollen. Zwar entfiel die Zollbefreiung, doch Sheins operative Marge sei laut internen Quellen wieder deutlich gestiegen.
Die politische Dimension ist offensichtlich: Die IPO-Zukunft eines globalen E-Commerce-Schwergewichts hängt nun weniger von Investoreninteresse als von geopolitischem Sprachgebrauch in Risikoprospekten ab.

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