LONDON (IT BOLTWISE) – Die Erforschung des Weltraums bringt nicht nur technologische Fortschritte, sondern auch gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Eine davon ist das Space-Associated Neuro-Ocular Syndrome (SANS), das bei Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) auftritt.
Die Langzeitaufenthalte von Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) haben nicht nur die Grenzen der menschlichen Ausdauer getestet, sondern auch neue medizinische Phänomene ans Licht gebracht. Eines der bemerkenswertesten ist das Space-Associated Neuro-Ocular Syndrome (SANS), das signifikante Veränderungen im Sehvermögen der Raumfahrer verursacht. Diese Veränderungen umfassen unter anderem eine Schwellung der Sehnervenscheibe und eine Abflachung der Augapfelform, was zu einer Verschlechterung der Sehschärfe führt.
Die Ursache für SANS wird in den Flüssigkeitsverschiebungen vermutet, die durch die Mikrogravitation im Weltraum ausgelöst werden. Diese Verschiebungen führen dazu, dass Blut und Liquor cerebrospinalis in den Kopfbereich verlagert werden, was den Druck auf das Gehirn und die Augen erhöht. Um diesem Problem entgegenzuwirken, untersucht die aktuelle Forschung den Einsatz von engen Beinmanschetten, die den Flüssigkeitsfluss im Körper beeinflussen könnten. Diese Manschetten könnten nicht nur Astronauten helfen, sondern auch Patienten auf der Erde, die unter ähnlichen Flüssigkeitsansammlungen leiden.
Zwischen 2015 und 2020 wurde die Fluid Shifts-Studie durchgeführt, die erstmals Veränderungen im Blutabfluss aus dem Gehirn unter Mikrogravitation aufzeigte. Diese Erkenntnisse führten zur Vision Impairment and Intracranial Pressure (VIIP)-Studie, die den Zusammenhang zwischen Flüssigkeitsverschiebungen und erhöhtem Hirndruck untersuchte. Dabei kamen verschiedene diagnostische Methoden zum Einsatz, darunter klinische Augenuntersuchungen, Bildgebung der Netzhaut und des Sehnervs sowie Magnetresonanztomographie. Rund 300 Astronauten dokumentierten ihre Sehveränderungen während ihrer Missionen.
Einige Forscher haben vorgeschlagen, dass die Messung des Sehnervenscheibendurchmessers eine vielversprechende Methode zur Erkennung und Quantifizierung von Augenveränderungen während des Raumflugs sein könnte. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur die Diagnose von SANS verbessern, sondern auch zur Standardisierung von Bildgebungswerkzeugen und Messtechniken beitragen.
Ein bemerkenswerter Fallbericht beschreibt einen Astronauten, der nach einem sechsmonatigen Raumflug schwerwiegendere Symptome zeigte. Interessanterweise verbesserten sich seine Symptome nach der Einnahme von B-Vitaminen und der Reduzierung des Kohlendioxidgehalts in der Kabine. Obwohl ein Einzelfall keine kausalen Schlüsse zulässt, deutet die Verbesserung darauf hin, dass Umweltfaktoren wie Kohlendioxid eine Rolle spielen könnten.
Die kanadische Weltraumbehörde (CSA) führte die SANSORI-Studie durch, die mithilfe der optischen Kohärenztomographie untersuchte, ob eine verminderte Steifigkeit des Augengewebes zu SANS beiträgt. Auf der Erde sind solche Veränderungen mit dem Alter und Erkrankungen wie Glaukom verbunden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Langzeitraumflüge die mechanischen Eigenschaften des Augengewebes beeinflussen, was zur Entwicklung von SANS beitragen könnte.
Die japanische Raumfahrtagentur JAXA untersuchte im Rahmen der MHU-8-Studie genetische Veränderungen bei Mäusen nach Raumflügen. Dabei wurden Veränderungen im Sehnerv und im Netzhautgewebe festgestellt. Künstliche Schwerkraft könnte diese Veränderungen reduzieren und als Gegenmaßnahme bei zukünftigen Missionen dienen.
Diese und andere Studien könnten letztlich dazu beitragen, Sehstörungen bei Besatzungsmitgliedern und Menschen auf der Erde zu verhindern, zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Forschungsergebnisse könnten nicht nur die Sicherheit und Gesundheit von Astronauten verbessern, sondern auch neue Erkenntnisse für die Behandlung von Augenerkrankungen auf der Erde liefern.
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