KALUGA / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Automobilindustrie in Russland steht vor einer tiefen Krise, die durch den Rückzug westlicher Hersteller und die zunehmende Dominanz chinesischer Unternehmen geprägt ist. In Kaluga, einst ein Symbol westlicher Industriepolitik, zeigt sich das Ausmaß der Probleme besonders deutlich.
Die Automobilindustrie in Russland erlebt derzeit eine Phase des Umbruchs, die durch den Rückzug westlicher Hersteller und die zunehmende Präsenz chinesischer Unternehmen geprägt ist. In Kaluga, einem ehemaligen Vorzeigeprojekt westlicher Industriepolitik, stehen mittlerweile über 10.000 Neuwagen der chinesischen Marke Chery auf dem Werksgelände. Diese Fahrzeuge verlassen das Gelände kaum noch, was auf eine dramatische Absatzkrise hindeutet.
Kaluga war einst ein Symbol für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen westlichen Automobilherstellern und Russland. Im Jahr 2009 fuhr Wladimir Putin den damaligen VW-Chef Martin Winterkorn stolz durch die neue Fertigungshalle. Doch diese Zeiten sind vorbei. VW hat sich zurückgezogen, und das Werk wurde für einen Bruchteil seines Wertes an russische Eigentümer verkauft.
Nach dem Rückzug westlicher Autobauer füllten chinesische Hersteller wie Chery die entstandene Lücke. Für Chinas Staatskonzern war Russland kurzfristig ein Wachstumsmarkt ohne Konkurrenz. Doch der Erfolg währte nicht lange. Die Kaufkraft der russischen Bevölkerung erodiert, Kredite sind wegen hoher Leitzinsen unerschwinglich, und die Inflation drückt auf die Konsumfreude.
Chery versucht, das Russlandgeschäft möglichst auf Distanz zu halten. Statt eigener Werke setzt der Konzern auf komplizierte Konstrukte mit Zwischenfirmen, die fast fertige Fahrzeuge ins Land bringen. Dieses Verfahren, bekannt als „Semi Knocked Down“, lässt die eigentliche Wertschöpfung in China verbleiben. Russische Manager sprechen spöttisch von Garagenproduktion.
Während in Kaluga die Fahrzeuge auf Halde stehen, kollabiert der Absatz. Im März lag der Fahrzeugverkauf landesweit 45 Prozent unter dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Firmenkunden, bei denen der Rückgang sogar 61 Prozent beträgt. Überfüllte Parkplätze in Kaluga mit SUVs der Modelle Tiggo 7 und Tiggo 8 verdeutlichen die wachsenden Absatzprobleme.
Für den Kreml wird die Situation zunehmend politisch brisant. Russland hat seine Autoindustrie de facto an China ausgelagert, ohne Know-how-Transfer oder Technologiepartnerschaft. Die einstmals stolzen Werke von VW und Mercedes montieren heute bestenfalls noch angelieferte Bauteile. Peking diktiert die Bedingungen, und Russland ist auf chinesische Mikrochips angewiesen, die auch für militärische Zwecke benötigt werden.
Das Drama von Kaluga ist kein Einzelfall. Auch im ehemaligen Mercedes-Werk in Yesipov stapeln sich SUVs aus chinesischer Produktion. Zwar fließen dort Fahrzeuge noch eher ab, doch die Absatzkrise trifft auch Cherys Premium-Tochter Exeed massiv. Der Verkaufsrückgang im Vorjahresvergleich beträgt 70 Prozent.
Der große Technologietransfer bleibt aus. Während einst sowjetische Autobauer wie Lada noch Fiat-Lizenzen montierten, blockiert China heute bewusst die Weitergabe von Entwicklungskompetenz. Für Russland bedeutet das: Es bleibt abhängig, technologisch abgehängt und auf das Wohlwollen Pekings angewiesen.
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