LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie hat die Rolle von Ehrfurcht in psychedelischen Erfahrungen untersucht und dabei überraschende Erkenntnisse gewonnen.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie im Journal of Psychoactive Drugs wird die weit verbreitete Annahme hinterfragt, dass intensive Ehrfurcht bei psychedelischen Erfahrungen immer zu einem besseren Wohlbefinden führt. Die Untersuchung konzentrierte sich auf Teilnehmer von Ayahuasca-Retreats und stellte fest, dass nicht die Intensität der Ehrfurcht, sondern deren Ausmaß entscheidend für das Wohlbefinden ist.
Ayahuasca, ein traditionelles Gebräu aus dem Amazonasgebiet, das DMT enthält, wird zunehmend für seine psychologischen und spirituellen Vorteile geschätzt. Teilnehmer solcher Retreats berichten oft von tiefgreifenden Veränderungen ihres Selbstverständnisses und einem Gefühl der Verbundenheit. Doch die neue Forschung zeigt, dass eine zu große Ehrfurcht, die mit einem Gefühl der Unermesslichkeit einhergeht, überwältigend wirken kann.
Die Studie legt nahe, dass es eine optimale Dosis an Ehrfurcht gibt, die als “ausreichende Unermesslichkeit” beschrieben wird. Diese fördert Einsicht und Reflexion, ohne psychisch zu überfordern. Interessanterweise war das Gefühl der Bedeutungslosigkeit in der Konfrontation mit dem Erlebten positiv mit dem Wohlbefinden verknüpft, da es zur Sinnfindung beitragen kann.
Die Forscher, darunter Dr. Lee Kannis-Dymand von der University of the Sunshine Coast, betonen, dass die emotionale Qualität der Erfahrung entscheidend für deren Nutzen ist. Während moderate Ehrfurcht das Wohlbefinden steigert, kann eine übermäßige Unermesslichkeit das Gegenteil bewirken.
Die Studie hebt auch hervor, dass die Effekte von Ehrfurcht stark vom Kontext, der Vorbereitung und der individuellen Bereitschaft abhängen. Teilnehmer, die kürzlich an einem Retreat teilgenommen hatten, berichteten von höherem Wohlbefinden, was darauf hindeutet, dass die positiven Effekte mit der Zeit nachlassen können.
Insgesamt zeigt die Forschung, dass nicht die Intensität, sondern die emotionale Qualität der Erfahrung entscheidend ist. Dies könnte für Retreat-Veranstalter und Therapeuten von Bedeutung sein, die sichere und unterstützende Umgebungen für psychedelische Heilung schaffen möchten.
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