TOKIO / WASHINGTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Ein kürzlich abgeschlossenes Handelsabkommen zwischen den USA und Japan sorgt für Aufsehen. Die Vereinbarung sieht vor, dass Japan 550 Milliarden US-Dollar in strategische US-Sektoren investiert. Doch Experten zweifeln an der Realisierbarkeit dieser Investition.

Das neue Handelsabkommen zwischen den USA und Japan könnte als Blaupause für andere Länder dienen, die ähnliche Vereinbarungen mit den USA anstreben. Im Zentrum steht ein Investitionsversprechen Japans in Höhe von 550 Milliarden US-Dollar, das in Schlüsselindustrien der USA fließen soll. Diese umfassen unter anderem die Energieinfrastruktur, die Halbleiterproduktion, kritische Mineralien, die Pharmaindustrie und den Schiffbau. Die USA sollen dabei 90% der Gewinne behalten, was jedoch von der japanischen Regierung anders interpretiert wird. Sie geht davon aus, dass die Gewinne entsprechend dem Beitrag und Risiko der beteiligten Parteien aufgeteilt werden.
Der US-Finanzminister Scott Bessent hob die Bedeutung dieses Fonds hervor, der es den USA und Japan ermöglicht habe, sich auf einen niedrigeren Zollsatz von 15% zu einigen, anstatt der ursprünglich angedrohten 25%. Analysten sehen in diesem Abkommen ein mögliches Modell für andere Länder, die ähnliche Handelsbeziehungen mit den USA unterhalten, wie etwa Südkorea.
Dennoch gibt es erhebliche Zweifel an der tatsächlichen Umsetzung der Investition. Takahide Kiuchi, ein führender Ökonom des Nomura Research Institute, bezeichnete das Investitionsversprechen als Zielvorgabe und nicht als bindende Zusage. Er wies darauf hin, dass viele japanische Unternehmen das Geschäftsumfeld in den USA unter der Trump-Administration als verschlechtert ansehen, was durch hohe Arbeitskosten und andere Faktoren verstärkt wird.
Auch Brad Setser vom Council on Foreign Relations äußerte Skepsis und verglich das Versprechen mit einem Produkt, das möglicherweise nie verfügbar wird. Er betonte, dass es seltsam wäre, wenn die USA fast ausschließlich auf das Geld anderer Länder setzen würden, um ihre eigenen industriellen Strategien zu finanzieren.
Ein Insider bestätigte gegenüber Branchenkreisen, dass viele Details des 550-Milliarden-Dollar-Investments noch nicht geklärt sind. Dazu gehören der Zeitrahmen der Investition sowie die Einrichtung eines Beratungsgremiums und Schutzmaßnahmen gegen Interessenkonflikte. Die Investition soll von der japanischen Regierung finanziert werden und nicht nur ein Versprechen Tokios sein, Rohstoffe zu kaufen oder japanische Unternehmen zu Investitionen in die USA zu bewegen.
Das Abkommen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Trumps Zölle rechtlichen Anfechtungen ausgesetzt sind. Ein Gerichtstermin ist angesetzt, um zu klären, ob der Präsident das Recht hat, weitreichende Zölle zu verhängen. Dies könnte andere Länder dazu verleiten, große Investitionsversprechen zu machen, um sofortige Zollentlastungen zu erhalten, während die rechtlichen Auseinandersetzungen andauern.
Analysten von Piper Sandler haben festgestellt, dass Trumps Zölle illegal sind und dass das japanische Investitionsversprechen nur wenige konkrete Details enthält. Sie zweifeln daran, dass viele Handelspartner bereit sind, massive Investitionen in die USA zu tätigen, die sie sonst nicht getätigt hätten, angesichts von Zöllen, die möglicherweise nicht von Dauer sind.

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