LONDON (IT BOLTWISE) – Die deutsche Chemieindustrie, einst ein globaler Vorreiter, steht heute vor erheblichen Herausforderungen. Unternehmen wie BASF, Lanxess und Evonik, die einst als Weltmarktführer galten, sehen sich mit steigenden Energiepreisen, bürokratischen Hürden und einer starken internationalen Konkurrenz konfrontiert. Besonders der rasante Aufstieg Chinas im Chemiesektor setzt die deutschen Unternehmen unter Druck.

Die deutsche Chemieindustrie, einst ein Symbol für Innovation und Exportstärke, befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Unternehmen wie BASF, Lanxess und Evonik, die einst als Weltmarktführer galten, sehen sich heute mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Hohe Energiepreise, bürokratische Hürden und ein Investitionsstau belasten die Branche. Besonders der rasante Aufstieg Chinas im Chemiesektor setzt die deutschen Unternehmen unter Druck. Während in Deutschland Werke stillstehen oder verkauft werden, läuft die Produktion in China auf Hochtouren, was das Land inzwischen für über 40 Prozent des weltweiten Chemieumsatzes verantwortlich macht.
Innerhalb Europas verliert die deutsche Chemie ebenfalls an Boden. Eine Studie der KfW zeigt, dass der Anteil deutscher chemischer Produkte am EU-Markt von 22 Prozent im Jahr 2012 auf nur noch 18 Prozent gesunken ist. Chinesische Anbieter drängen mit günstigeren und schnelleren Angeboten auf den Markt. Internationale Konzerne wie Dow oder Sabic ziehen sich schrittweise aus Europa zurück, und auch deutsche Unternehmen wie BASF, Evonik und Lanxess schließen Anlagen, ohne neue Investitionen zu tätigen.
Ein Symbol für den Rückbau ist das BASF-Werk in Ludwigshafen, wo rund 20 Prozent der Anlagen nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Dies ist eine Folge hoher Energiepreise, alter Infrastruktur und strategischer Versäumnisse. Um dem entgegenzuwirken, setzen einige Konzerne auf einen radikalen Umbau. BASF trennt sich von margenschwachen Geschäftsbereichen, während Lanxess sein Portfolio in Richtung Spezialchemie umstrukturiert hat. Evonik fokussiert sich auf Additive, Biozide und andere Spezialprodukte.
Eine der Hoffnungen der Branche liegt im Recycling. Der Wuppertaler Unternehmer Carsten Gerhardt will mit seinem Projekt „Circular Valley“ eine Art Silicon Valley für Recycling schaffen. Start-ups aus aller Welt arbeiten hier an Lösungen für Kunststoffabfälle, Mikroplastik oder Textilreste. Unternehmen wie BASF, Bayer oder Henkel sind Partner. Doch chemisches Recycling ist teuer und energieintensiv, und es rechnet sich derzeit kaum.
Die Gründerin Sonja Jost geht noch weiter. Ihr Unternehmen Dude Chem entwickelt nachhaltige Produktionsprozesse für die Pharmaindustrie. Sie kritisiert, dass viele Konzerne unfähig sind, externe Innovationen in ihre Prozesse zu integrieren. Jost sieht ein grundlegendes Strukturproblem, da große Unternehmen oft langsam und vorsichtig agieren, während KI und neue Technologien außerhalb der Konzerne für Tempo sorgen.
Die Branche verweist auf hohe Ausgaben für Forschung, doch über 60 Prozent davon entfallen auf die Pharmasparte. Für die klassische Chemie bleibt nicht viel übrig. Patentanmeldungen aus Deutschland sind international zurückgefallen. Selbst der Branchenverband VCI räumt ein, dass mehr passieren muss. Evonik-Personalvorstand Thomas Wessel nennt überbordende Regulierung als Bremse, gesteht aber auch, dass die Branche sich ihre Zukunft neu erarbeiten muss.
Beim Branchenprimus BASF hat CEO Markus Kamieth die Zeichen der Zeit erkannt. Er will das Unternehmen agiler machen, Entscheidungsprozesse in die Geschäftsbereiche verlagern und Hierarchien abbauen. Ob das reicht, ist offen, aber der Richtungswechsel ist klar: weniger Verwaltung, mehr Verantwortung, neue Strukturen.

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