MÜNCHEN / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Agrarkonzern Baywa steht vor großen Herausforderungen: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen möglicher Bilanzprobleme und ein strenger Sparkurs dominieren die Hauptversammlung. Der Vorstand prüft Schadenersatzansprüche und plant den Verkauf von Beteiligungen, um die Schuldenlast zu senken. Die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens steht auf dem Spiel.

Die Hauptversammlung des Münchner Agrarkonzerns Baywa war von den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und einem strengen Sparkurs geprägt. Im Mittelpunkt steht der Verdacht, dass die Finanzlage des Unternehmens im Jahresabschluss 2023 möglicherweise nicht korrekt dargestellt wurde. Der Aufsichtsratsvorsitzende Gregor Scheller betonte die enge Zusammenarbeit mit den Behörden, um die Vorwürfe zu klären.
Baywa, ein traditionsreiches Unternehmen, das 1923 gegründet wurde und einst als größter deutscher Agrarhändler galt, kämpft derzeit um seine wirtschaftliche Stabilität. Neben der Agrarsparte ist Baywa auch im Bereich der erneuerbaren Energien und des Baustoffhandels aktiv. Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, ob die ehemaligen Vorstände Marcus Pöllinger und Andreas Helber Buchwerte in den Bilanzen unzulässig hoch angesetzt haben.
Der neue Vorstandschef Frank Hiller, der seit März im Amt ist, hat eine eigene Untersuchung eingeleitet, um Licht in die Angelegenheit zu bringen. Hiller prüft mögliche Schadenersatzansprüche gegen frühere Manager sowie gegen die Wirtschaftsprüfer von PwC. Ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro im Jahresabschluss 2024, verursacht durch Abschreibungen auf nicht mehr werthaltige Unternehmensbeteiligungen, hat die Situation weiter verschärft.
Klaus Josef Lutz, der ehemalige Vorstandsvorsitzende, steht ebenfalls im Fokus der Untersuchungen. Seine strategische Entscheidung, auf Kredit zu expandieren, trug maßgeblich zur Krise bei. Hillers Vorstand prüft nun, ob Lutz’ Abfindung zurückgefordert werden kann. Die wirtschaftliche Lage von Baywa spiegelt sich auch in den Maßnahmen zur Verschlankung der Schulden wider – Verkäufe von Auslandsbeteiligungen sollen die Verbindlichkeiten um vier Milliarden Euro senken.
Auf der Hauptversammlung war der Sparkurs deutlich spürbar: Anstelle von üblichen Gaumenfreuden erhielten die Aktionäre lediglich Wasser und Brezen. Kleinaktionäre äußerten heftige Kritik an den langjährigen Aufsichtsräten, denen mangelnde Erneuerungsbereitschaft vorgeworfen wird. Daniela Bergdolt von der DSW hinterfragte provokant den Verbleib der Kontrollmitglieder auf ihren Posten. Unter den kritisierten Aufsichtsräten finden sich bekannte Namen wie Bauernpräsident Joachim Rukwied und CSU-Politikerin Monika Hohlmeier.

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