WASHINGTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Die US-Notenbank steht vor einer schwierigen Phase, da politische Einflüsse und wirtschaftliche Unsicherheiten ihre geldpolitischen Entscheidungen erschweren. Die Auswirkungen von Importzöllen und die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt stellen die Fed vor komplexe Herausforderungen. Experten warnen vor möglichen Zweitrundeneffekten, die die Inflation weiter anheizen könnten.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sieht sich derzeit mit einem besonders komplexen Umfeld konfrontiert, das ihre geldpolitischen Entscheidungen erheblich beeinflusst. Neben den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und den Auswirkungen der Importzölle kommt ein weiterer Faktor hinzu: der zunehmende politische Druck auf die Fed. Diese Faktoren erschweren die Entscheidungsfindung und könnten langfristige Auswirkungen auf die Stabilität der US-Wirtschaft haben.
Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor ist die Entwicklung des Arbeitsmarktes. In den letzten Monaten war der Beschäftigungsaufbau gering, was Sorgen über eine mögliche Verschlechterung der Lage nährt. Allerdings könnte dies auch auf ein verringertes Arbeitskräfteangebot infolge der Migrationspolitik der Trump-Administration zurückzuführen sein. Ein abrupter Anstieg der Arbeitslosenquote erscheint zwar möglich, ist jedoch vorerst nicht sehr wahrscheinlich.
Die Zollpolitik der USA zeigt bereits Auswirkungen auf die Preisentwicklung. Im Juli stiegen die Produzentenpreise ohne Energie um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat, obwohl viele der von Präsident Trump verhängten Zölle noch nicht in Kraft getreten waren. Selbst wenn die Zölle nur teilweise auf die Endverbraucher umgelegt werden, sind ab August erhebliche Preissteigerungen zu erwarten. Die Inflationsrate könnte bis zum Jahresende auf etwa 3,5 Prozent steigen, was deutlich über dem von der Fed angestrebten Ziel von 2 Prozent liegt.
Ein weiteres Risiko besteht in möglichen Zweitrundeneffekten: Bei nahezu voller Beschäftigung könnte eine temporär höhere Inflationsrate zu stärkeren Lohnsteigerungen führen, was den Inflationseffekt verstärken würde. Zudem könnten die erwarteten Steuerrückerstattungen im Frühjahr die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ankurbeln und zusätzliche Preissteigerungen verursachen. Sollte die Fed Zinssenkungen vornehmen, könnte sie ihren Fehler aus dem Jahr 2022 wiederholen, als sie die steigende Inflation zu lange als temporär betrachtete und schließlich zu drastischen Zinsanhebungen gezwungen war.
Die politische Einflussnahme auf die Fed ist ein weiterer besorgniserregender Faktor. Wenn Mitglieder des Fed-Direktoriums, wie Christopher Waller, sich für baldige Zinssenkungen aussprechen, könnte dies auch durch persönliche Ambitionen motiviert sein, etwa im Hinblick auf die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell. Der Verdacht, dass geldpolitische Entscheidungen nicht ausschließlich auf fachlicher Analyse basieren, sondern auch politisch motiviert sein könnten, beschädigt die Reputation der Fed und könnte zu einem massiven Vertrauensverlust der Kapitalmarktakteure führen.
Ein solcher Vertrauensverlust könnte eine globale Finanzkrise auslösen. Kurzfristig wird die Fed vermutlich mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September noch einmal Geschlossenheit demonstrieren. Langfristig sollten Investoren jedoch das Szenario größerer Finanzmarktturbulenzen infolge einer Erosion des Vertrauens in die Unabhängigkeit der Fed berücksichtigen.

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