HALLE / LONDON (IT BOLTWISE) – Die deutsche Modemarke Gerry Weber steht vor einem radikalen Wandel: Nach der Insolvenz wird die Marke von dem spanischen Unternehmen Victrix übernommen, während alle Filialen geschlossen werden.

Die Insolvenz des deutschen Modeherstellers Gerry Weber markiert einen bedeutenden Einschnitt in der deutschen Modebranche. Das Unternehmen, das einst als Sponsor eines bekannten Tennisturniers in Halle/Westfalen fungierte, wird seine Geschäfte in Deutschland komplett einstellen. Die spanische Modefirma Victrix hat die Marke übernommen, plant jedoch, alle Filialen in den kommenden Monaten zu schließen.
Victrix, ein Familienunternehmen aus Mataró bei Barcelona, sieht in der Übernahme von Gerry Weber eine strategische Erweiterung ihres Portfolios. Die Marke soll künftig über Handelspartner vertrieben werden, die auch andere Marken im Sortiment haben. Diese Entscheidung steht im Einklang mit der Strategie von Victrix, ihre Position im gehobenen Mittelpreissegment auszubauen, insbesondere in Mittel- und Osteuropa, wo Gerry Weber eine hohe Bekanntheit genießt.
Die Schließung der Filialen ist das Ergebnis gescheiterter Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023. Trotz drastischer Maßnahmen, wie der Schließung von 122 der 171 Läden und der Streichung von etwa 450 Stellen, konnte Gerry Weber nicht aus der Krise geführt werden. Die wirtschaftlichen Details der Übernahme durch Victrix bleiben unter Verschluss, doch Branchenkenner sehen darin einen Versuch, die Marke durch eine schlankere Struktur und neue Vertriebswege zu revitalisieren.
Die Modebranche in Deutschland steht derzeit unter erheblichem Druck. Neben Gerry Weber haben auch andere bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria und die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz angemeldet. Die schwache Konjunktur und steigende Kosten für Energie, Miete und Gehälter belasten die Branche zusätzlich. Besonders der stationäre Handel leidet unter den Nachwirkungen der Pandemie, die das Geschäft erheblich beeinträchtigt hat.
Die Übernahme von Gerry Weber durch Victrix könnte ein Modell für andere Unternehmen in der Branche sein, die nach neuen Wegen suchen, um in einem schwierigen Marktumfeld zu bestehen. Durch die Integration in die bestehenden Strukturen von Victrix und die Nutzung ihrer Produktionskapazitäten könnte Gerry Weber als Marke überleben, auch wenn die physischen Geschäfte verschwinden. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, wie sich die Modebranche in Zukunft entwickeln wird, mit einem stärkeren Fokus auf Online-Vertrieb und strategische Partnerschaften.

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