Weltraum als neue Kriegsdomäne: NATO-Staaten rüsten auf

PARIS / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Weltraum wird zunehmend als Kriegsdomäne betrachtet, was eine Anpassung der Doktrin und schnellere Eingreifmöglichkeiten erfordert. Führende Vertreter der Raumfahrtstreitkräfte mehrerer NATO-Länder betonten auf dem Space Defense and Security Summit die Notwendigkeit, sich auf diese neue Realität einzustellen.

Der Weltraum hat sich zu einer ernstzunehmenden Kriegsdomäne entwickelt, was eine grundlegende Anpassung der militärischen Strategien erfordert. Auf dem Space Defense and Security Summit in Paris betonten führende Vertreter der Raumfahrtstreitkräfte aus mehreren NATO-Ländern, dass die bisherige regelbasierte internationale Ordnung im Weltraum nahezu beendet sei. Brig. Gen. Jürgen Schrödl vom deutschen Verteidigungsministerium erklärte, dass der Weltraum getestet und zunehmend als Kriegsgebiet betrachtet werde.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Sprache der Diskussionen deutlich verschärft. Während man sich zuvor auf die wachsenden Bedrohungen für im Orbit befindliche Anlagen konzentrierte, wird der Weltraum nun offen als potenzielles Kriegsgebiet beschrieben. Laut Daten des Summit-Organisators Novaspace haben globale Regierungen in den letzten zwei Jahren mehr für die Verteidigung im Weltraum ausgegeben als für zivile Raumfahrtprojekte.

Die Bedrohung durch Anti-Satelliten-Waffen nimmt zu, wie Brig. Gen. Christopher Horner von der 3 Canadian Space Division berichtete. Er bezeichnete die Anzahl von über 200 solcher Waffen im Orbit als schockierend. Diese Entwicklungen gefährden die alliierten Raumfahrtkapazitäten, einschließlich der Satellitenkommunikation und Erdbeobachtung. Maj. Gen. Vincent Chusseau, Kommandeur des französischen Raumfahrtkommandos, wies darauf hin, dass feindliche Aktionen im Weltraum zwar nicht neu seien, sich jedoch rapide beschleunigten.

Russland und China werden als Hauptakteure in diesem neuen Wettlauf um die Vorherrschaft im Weltraum genannt. Russland verfügt über ein breites Spektrum an Fähigkeiten, von Satelliten für Rendezvous- und Annäherungsoperationen bis hin zu Anti-Satelliten-Raketen und Cyberangriffen. China hingegen beschleunigt seine Aktivitäten, um im Weltraum die Oberhand zu gewinnen, wie Maj. Gen. Isaac Manuel Crespo Zaragoza von der spanischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte berichtete.

Deutschland hat erkannt, dass der Weltraum eine Kriegsdomäne ist, und plant, bis Ende des Jahres eine militärische Raumfahrt-Verteidigungsarchitektur zu entwerfen. Diese soll als Grundlage für multidomain Operationen dienen. Ein erster Schritt ist die Entwicklung einer multifunktionalen, multi-orbitalen Konstellation bis 2029. Maj. Gen. Michael Traut vom deutschen Raumfahrtkommando betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Raumfahrt-Doktrin, um alliierten Besitz zu schützen und gegnerische Angriffe abzuwehren.

Die Diskussionen auf dem Summit verdeutlichen, dass die militärische Dominanz im Weltraum zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hermann Ludwig Moeller vom European Space Policy Institute bemerkte, dass die militärische Domäne nun führend sei, was sich auch in der veränderten Sprache und den dahinterstehenden Strategien widerspiegele. Die NATO-Staaten stehen vor der Herausforderung, ihre Raumfahrtkapazitäten zu schützen und gleichzeitig schnell auf Bedrohungen zu reagieren.

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