MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die langfristigen Auswirkungen dysfunktionaler Erziehung auf das Erwachsenenleben und zeigt, wie frühe Kindheitserfahrungen die Persönlichkeit formen können.

Die Auswirkungen einer dysfunktionalen Erziehung in der Kindheit auf das Erwachsenenleben sind ein Thema, das in der psychologischen Forschung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Erwachsene, die in ihrer Kindheit Vernachlässigung, Missbrauch oder übermäßige Kontrolle durch ihre Eltern erfahren haben, häufiger mit Problemen im Alltag zu kämpfen haben. Diese Probleme betreffen oft die Arbeitsfähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen und das emotionale Wohlbefinden.
Interessanterweise scheint der Zusammenhang zwischen dysfunktionaler Erziehung und späteren Schwierigkeiten nicht auf extremere Persönlichkeitsmerkmale wie Psychopathie oder Sadismus zurückzuführen zu sein, sondern vielmehr auf niedrigere Gewissenhaftigkeit. Diese grundlegende Persönlichkeitseigenschaft umfasst Aspekte wie Organisation, Verantwortungsbewusstsein und Selbstdisziplin.
Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass die Erziehung einen entscheidenden Einfluss auf die emotionale Entwicklung hat. Kinder, die mit inkonsistenter, harscher oder vernachlässigender Erziehung aufwachsen, haben oft Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, enge Beziehungen zu knüpfen und ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln. Diese Herausforderungen können zu funktionalen Beeinträchtigungen führen, die sich in alltäglichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten widerspiegeln.
Die Studie, die von Charlotte Kinrade und Peter J. Castagna durchgeführt wurde, untersuchte, wie Persönlichkeitsmerkmale als vermittelnde Faktoren zwischen negativen Erziehungserfahrungen und Alltagsproblemen im Erwachsenenalter wirken. Die Forscher rekrutierten 446 Erwachsene in den USA und ließen sie Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit, ihrer Erziehung und ihrer aktuellen Lebenssituation ausfüllen.
Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die ihre Eltern als vernachlässigend, missbräuchlich oder übermäßig kontrollierend wahrnahmen, häufiger über Schwierigkeiten im Erwachsenenleben berichteten. Anfangs schienen diese Verbindungen teilweise durch höhere Psychopathiewerte erklärt zu werden. Doch als die Forscher Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit in ihre Modelle einbezogen, verschwand der Einfluss der Psychopathie, und die Verbindung wurde stattdessen durch niedrige Gewissenhaftigkeit erklärt.
Besonders auffällig war, dass die mütterliche Erziehung stärkere Assoziationen mit den Ergebnissen im Erwachsenenalter aufwies als die väterliche, insbesondere in Bezug auf mütterliche Gleichgültigkeit, Missbrauch und Überkontrolle. Diese mütterlichen Erziehungsstile waren konsistenter mit niedriger Gewissenhaftigkeit verbunden, was wiederum zu höheren Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter führte.
Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Erziehungspraktiken und deren langfristigen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung und das Funktionieren im Erwachsenenleben. Die Forscher betonen, dass Investitionen in positive Erziehungspraktiken nicht nur individuelle Vorteile bringen, sondern auch gesellschaftliche Kosten senken könnten, indem sie die Notwendigkeit für Gesundheitsversorgung, Arbeitslosigkeit und Inhaftierung reduzieren.
Obwohl die Studie wertvolle Einblicke bietet, weist sie auch einige Einschränkungen auf. Da die Daten in einem Querschnittsdesign erhoben wurden, ist es schwierig, kausale Zusammenhänge zu bestätigen. Zudem basieren alle Messungen auf Selbstauskünften, die durch ungenaue Erinnerungen beeinflusst sein können. Zukünftige Längsschnittstudien könnten helfen, diese Beziehungen weiter zu klären.

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