BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Der Rückzug von Arcelor-Mittal aus einem zentralen Dekarbonisierungsprojekt hat die deutsche Wasserstoffstrategie schwer getroffen. Trotz staatlicher Förderzusagen in Milliardenhöhe hat der weltgrößte Stahlhersteller beschlossen, seine Pläne für eine klimaneutrale Stahlproduktion an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt aufzugeben.

Die Entscheidung von Arcelor-Mittal, sich aus einem bedeutenden Dekarbonisierungsprojekt zurückzuziehen, hat in der deutschen Industrie für Aufsehen gesorgt. Ursprünglich als Leuchtturmprojekt geplant, sollte die Umstellung auf eine klimaneutrale Stahlproduktion mithilfe von grünem Wasserstoff erfolgen. Doch trotz einer Förderzusage von 1,3 Milliarden Euro seitens der Bundesregierung und der Länder, hat der Stahlriese seine Pläne verworfen. Dies stellt einen erheblichen Rückschlag für die deutsche Wasserstoffstrategie dar, die auf die Unterstützung solcher Großprojekte angewiesen ist.
Reiner Blaschek, CEO von Arcelor-Mittal Europa Flachstahl, erklärte, dass die wirtschaftlichen Risiken die politischen Versprechen überwiegen. Die Rahmenbedingungen seien nicht geeignet, ein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell zu gewährleisten. Im Zentrum der Entscheidung steht der grüne Wasserstoff, der als Hoffnungsträger der Energiewende gilt, jedoch für die Industrie nach wie vor ein teurer und unsicherer Kostenfaktor ist.
Arcelor-Mittal hätte in Direktreduktionsanlagen investieren sollen, die Eisenerz mithilfe von Wasserstoff statt mit Kohle zu Stahl verarbeiten. Doch der benötigte Wasserstoff müsste aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, was derzeit nicht in ausreichendem Maße und zu planbaren Preisen möglich ist. Blaschek spricht von massiven Unwägbarkeiten bei Preis und Verfügbarkeit, was einen wunden Punkt der deutschen Wasserstoffpolitik trifft.
Stattdessen plant Arcelor-Mittal nun, auf Elektrolichtbogenöfen umzurüsten, die vorerst nur Schrott und Sekundärrohstoffe verarbeiten sollen. Dies ist zwar klimafreundlicher als die klassische Hochofenroute, jedoch keine vollständige Dekarbonisierung. Der Rückzug des Konzerns hat weitreichende Folgen, da Arcelor-Mittal als Ankerkunde für das Wasserstoff-Kernnetz der Bundesregierung vorgesehen war.
Die Entscheidung wirft ein Schlaglicht auf ein systemisches Problem: Die staatlichen Fördermittel sind hoch, aber an enge Auflagen geknüpft. Unternehmen verpflichten sich zu einer zeitnahen Umstellung auf Wasserstoffbetrieb, was Arcelor-Mittal nun zum Verhängnis wurde. Der Konzern sieht sich nicht in der Lage, zu garantieren, dass grüner Wasserstoff rechtzeitig und in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
Für die Bundesregierung ist der Rückzug eine herbe Niederlage. Noch 2024 hatte der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck den Förderbescheid persönlich übergeben. Nun muss die Regierung erklären, warum milliardenschwere Subventionen nicht ausreichen, um Unternehmen zum Umbau zu bewegen. Die hohen Strompreise in Deutschland und der unklare regulatorische Rahmen tragen zur Unsicherheit bei.
Während Konkurrenten wie Thyssen-Krupp und Salzgitter ihre Dekarbonisierungsprojekte vorantreiben, zieht sich Arcelor-Mittal aus der Offensive zurück. Dies könnte kurzfristig Marktanteile sichern, langfristig jedoch den Anschluss kosten. Brancheninsider berichten von erheblichem Druck hinter den Kulissen, da die Förderbedingungen zwischen den Konzernen stark variieren.
Die Transformation der Industrie braucht mehr als Subventionen. Sie braucht vor allem verlässliche Marktbedingungen, um die ambitionierten Ziele der Energiewende zu erreichen.

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