Das Gehirn behält die Kontrolle über verlorene Gliedmaßen

LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie stellt langjährige Theorien der Neuroplastizität in Frage, indem sie zeigt, dass das Gehirn seine Karte einer verlorenen Gliedmaße lange nach der Amputation beibehält.

Eine bahnbrechende Studie hat gezeigt, dass das Gehirn seine Karte einer verlorenen Gliedmaße lange nach der Amputation beibehält. Diese Entdeckung widerspricht den bisherigen Annahmen über die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren, auch bekannt als Plastizität. Forscher des National Institutes of Health (NIH) und der University College London führten funktionelle MRT-Scans an drei Teilnehmern durch, sowohl vor als auch nach einer geplanten Amputation, und stellten fest, dass die kortikale Aktivität sich kaum veränderte, selbst wenn die Teilnehmer versuchten, Phantomfinger zu bewegen.

Die Ergebnisse dieser Studie könnten unser Verständnis des Phantomgliedmaßensyndroms erheblich vertiefen und neue Wege für die Entwicklung von Neuroprothesen und Schmerztherapien eröffnen. Die Forscher fanden heraus, dass die Kontrollsignale des Gehirns für die fehlende Gliedmaße intakt blieben, was die lebhaften Phantomempfindungen und Schmerzen erklären könnte, die viele Amputierte erleben. Diese Erkenntnisse könnten dazu führen, dass bestehende Behandlungen für Phantomschmerzen, die auf der Annahme einer kortikalen Reorganisation nach dem Verlust einer Gliedmaße basieren, überdacht werden müssen.

Die Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht wurde, bietet neue Einblicke in das geheimnisvolle Phantomgliedmaßensyndrom. Die Forscher nutzten eine einzigartige Gelegenheit, indem sie MRT-Scans an drei Teilnehmern in den Monaten vor einer geplanten Amputation und bis zu fünf Jahre danach durchführten. Diese gründliche Untersuchung zeigte, dass die kortikalen Karten der verlorenen Gliedmaßen stabil blieben, was darauf hindeutet, dass das Gehirn die verlorenen Körperteile weiterhin repräsentiert.

Diese Entdeckung hat auch potenzielle Auswirkungen auf die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen. Laut Hunter Schone, Ph.D., dem Hauptautor der Studie, könnte die Annahme, dass die Körperkarte des Gehirns über die Zeit hinweg konsistent bleibt, die Entwicklung von Technologien zur Wiederherstellung der reichen, qualitativen Aspekte der Empfindung, wie Textur, Form und Temperatur, vorantreiben. Diese Erkenntnisse könnten die nächste Grenze in der Neuroprothetik darstellen, indem sie es ermöglichen, feinere Details der Handkarte zu erfassen und die sensorischen Erfahrungen von Amputierten zu verbessern.

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