DUBAI / LONDON (IT BOLTWISE) – Die MENA-Startup-Szene steht vor einer entscheidenden Wende in Sachen Cybersicherheit. Investoren verlangen zunehmend den Nachweis von Sicherheitsmaßnahmen, die über bloße Compliance hinausgehen. Dies erfordert von den Gründern, Cybersicherheit als Zeichen operativer Reife zu betrachten.

Die Startup-Szene im Nahen Osten und Nordafrika (MENA) erlebt einen Wandel, bei dem Cybersicherheit von einem Randthema zu einem zentralen Anliegen in den Vorstandsetagen wird. Investoren fordern zunehmend den Nachweis von Sicherheitsmaßnahmen, die über bloße Compliance hinausgehen. Dies erfordert von den Gründern, Cybersicherheit als Zeichen operativer Reife zu betrachten und nicht als nachträglichen Gedanken.
Bis 2025 stehen MENA-Startups unter wachsendem Druck, sowohl mit inländischen Compliance-Vorgaben wie den Rahmenwerken der TDRA/NCA in den VAE und SAMA/NCA in Saudi-Arabien als auch mit globalen Investorerwartungen in Einklang zu stehen, die an Standards wie ISO 27001, SOC2 und GDPR angelehnt sind. Diese Anforderungen sind nicht mehr nur theoretische Richtlinien, sondern verlangen den praktischen Nachweis der Umsetzung.
Startups müssen nun in der Lage sein, Malware in Sandbox-Umgebungen zu detonieren, Bedrohungsaktivitätsprotokolle länger als 30 Tage aufzubewahren und Detektionen mit dem MITRE ATT&CK-Framework zu verknüpfen. Diese Maßnahmen gehen über einfache E-Mail-Warnungen hinaus und werden von Investoren und Prüfern als Beweis für operative Reife angesehen.
Dennoch klafft eine große Lücke zwischen den Erwartungen der Investoren und der Realität vor Ort. In meiner Arbeit zur Vorfallreaktion in der MENA-Region habe ich wiederholt das gleiche Muster beobachtet: Startups mit erstklassigen Produkten, die auf völlig flachen Netzwerken laufen, ohne interne Firewalls und mit begrenzter Protokollaufbewahrung. Mitarbeiter öffnen verdächtige Dateien direkt auf ihren Laptops, was ein erhebliches Risiko darstellt.
Die häufigsten Angriffe auf Startups in der MENA-Region umfassen Phishing, Ransomware, Business Email Compromise (BEC) und Angriffe auf die Lieferkette. Während westliche Angreifer oft darauf abzielen, Daten in großem Umfang zu exfiltrieren, sind viele MENA-gerichtete Kampagnen finanziell motiviert und nutzen Loader wie PrivateLoader oder SmokeLoader als Zugangspunkte für Ransomware-Gruppen.
Startups in den VAE und Saudi-Arabien sind besonders häufig von Commodity-Malware betroffen, die in anderen Regionen wie der EU und den USA selten vorkommt. Phishing bleibt der dominierende Angriffsvektor, insbesondere durch das Ernten von Anmeldedaten über gefälschte Microsoft-Anmeldeseiten und eingebettete HTML-Dateien in ZIP-Archiven.
Ein weit verbreitetes Missverständnis unter Startups ist, dass Sicherheit ein Problem des Wachstums ist, das erst nach Erreichen der Produkt-Markt-Passung angegangen werden muss. In Wirklichkeit akkumuliert sich die Sicherheitsverschuldung wie technische Schulden, und je länger man wartet, desto teurer wird es in Bezug auf Entwicklungszeit, Kundenvertrauen und Bewertungsrisiken.
Investoren fragen auch früher nach: Bereits bei der ersten institutionellen Finanzierungsrunde fordern Fonds in Abu Dhabi oder Riad Red-Team-Berichte und Sandbox-Protokolle. Der Wendepunkt ist nicht ein Sicherheitsvorfall, sondern der erste Kunde. Ab dem Moment, in dem man Benutzerdaten oder Zahlungsströme verarbeitet, wird man zum Ziel, unabhängig davon, ob man 50 oder 50.000 Nutzer hat.
Einige praktische Sicherheitsmaßnahmen für kleine Teams umfassen die Nutzung von SOC-as-a-Service, Identitäts- und Zugangsmanagement-Plattformen wie Okta oder Google Workspace und die Integration von Sandboxen zur Analyse verdächtiger Dateien. Diese Maßnahmen können nicht nur Sicherheitslücken schließen, sondern auch die Glaubwürdigkeit eines Startups gegenüber Investoren und Partnern erhöhen.
Ein einfaches Sicherheits-Whitepaper, das die wichtigsten Kontrollen beschreibt, gibt Partnern und Investoren Klarheit darüber, wie ein Startup operiert. Regelmäßige Audits von Drittanbieter-Abhängigkeiten und die Dokumentation und Übung von Reaktionsplänen signalisieren die Art von operativer Reife, die Investoren schätzen.

- Die besten Bücher rund um KI & Robotik!
- Die besten KI-News kostenlos per eMail erhalten!
- Zur Startseite von IT BOLTWISE® für aktuelle KI-News!
- IT BOLTWISE® kostenlos auf Patreon unterstützen!
- Aktuelle KI-Jobs auf StepStone finden und bewerben!
Stellenangebote

Entwicklungsingenieur KI (m/w/d)

AI Empowerment Platform Engineer:in (m/w/d)

Lead Consultant AI (all genders)

Data & KI Governance Manager (m/w/d)

- Künstliche Intelligenz: Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht | Der Neurowissenschaftler, Psychiater und SPIEGEL-Bestsellerautor von »Digitale Demenz«
Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Cybersecurity-Herausforderungen für MENA-Startups" für unsere Leser?
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Cybersecurity-Herausforderungen für MENA-Startups" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Cybersecurity-Herausforderungen für MENA-Startups« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!