BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Trotz steigender Baugenehmigungen bleibt die Fertigstellung neuer Wohnungen in Deutschland hinter den Erwartungen zurück. Experten warnen vor einer anhaltenden Wohnungskrise, die durch strukturelle Defizite und hohe Baukosten verschärft wird. Ohne umfassende Reformen droht der sogenannte Bau-Turbo der Bundesregierung im Leerlauf zu verharren.

In Deutschland steht der Wohnungsbau vor erheblichen Herausforderungen, obwohl die Zahl der Baugenehmigungen leicht gestiegen ist. Der Bau- und Immobilienexperte Klaus-Peter Stöppler analysiert die Situation und weist darauf hin, dass die Fertigstellungen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Bundesregierung hatte mit ihrem sogenannten Bau-Turbo ambitionierte Ziele gesetzt, doch ein Ende der Wohnungskrise ist nicht in Sicht.
Im ersten Halbjahr wurde ein Anstieg der Baugenehmigungen im Wohnungsneubau um rund fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet. Dennoch wird für das Gesamtjahr bestenfalls mit der Fertigstellung von 200.000 Wohneinheiten gerechnet. Dies bleibt deutlich unter dem Zielkorridor von 300.000 bis 400.000 Einheiten, der notwendig wäre, um der Wohnungsnot ernsthaft entgegenzutreten.
Die Diskrepanz zwischen Genehmigungen und Fertigstellungen deutet auf strukturelle Defizite hin. Stöppler betont, dass mehr genehmigt, aber nicht genug gebaut wird. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bleibt eine der größten sozialen Herausforderungen in Deutschland, insbesondere in Großstädten wie Berlin, Hamburg und München, wo die Lage weiterhin angespannt ist.
Die Bundesregierung plant, Genehmigungsverfahren von fünf Jahren auf zwei Monate zu verkürzen und staatliche Fördermittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bereitzustellen. Doch ohne umfangreiche Deregulierung und Entbürokratisierung auf Landes- und Kommunalebene bleibt der Turbo im Leerlauf. Weitere Hindernisse sind die steigenden Baukosten, hohe Bauzinsen und der Fachkräftemangel.
Seit 2020 sind die Baukosten um 40 Prozent gestiegen, während die Bauzinsen bei vier Prozent liegen. Die Herstellungskosten für Geschosswohnungen variieren zwischen 3.300 und 8.300 Euro pro Quadratmeter, zuzüglich durchschnittlich 760 Euro pro Quadratmeter für Grund und Boden. Diese Kosten machen bezahlbaren Wohnraum kaum noch darstellbar.
Stöppler schlägt vor, die Grunderwerbsteuerfreibeträge anzupassen und die Mehrwertsteuer auf Baukosten von 19 auf 7 Prozent zu senken. Zudem sollte der Leerstand durch progressive Steueranreize und Förderprogramme zur Umnutzung von Gewerbe- und Büroflächen in Wohnraum aktiviert werden. Serielle und modulare Bauweisen könnten durch staatliche Zuschüsse gefördert werden, um Baukosten zu senken und Bauzeiten zu halbieren.
Darüber hinaus fordert der Experte eine Lockerung technischer Standards, da diese oftmals jedes vernünftige Maß überschreiten. Eine umfassende Digitalisierung der Bauämter wäre wünschenswert, doch Stöppler zeigt sich skeptisch, ob dies in naher Zukunft realisierbar ist.

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