BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Deutschlands Gesundheitssystem steht vor einer ernsthaften Herausforderung: Rund 500 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar, was vor allem Kinderarzneien betrifft. Die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten und der Preisdruck auf generische Arzneimittel verschärfen die Situation. Experten fordern eine grundlegende Neuordnung der Rabattverträge, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die aktuelle Medikamentenkrise in Deutschland hat sich zu einer ernsthaften Bedrohung für das Gesundheitssystem entwickelt. Rund 500 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar, was insbesondere Kinderarzneien betrifft. Diese Engpässe sind nicht nur ein temporäres Problem, sondern ein Zeichen für ein strukturelles Versagen im System. Der Preisdruck, der durch Rabattverträge der Krankenkassen auf generische Arzneimittel entsteht, zwingt Hersteller dazu, immer günstiger zu produzieren, oft am Rande der Rentabilität.
Ein Großteil der Wirkstoffe für deutsche Medikamente wird inzwischen in China und Indien produziert. Diese Abhängigkeit von asiatischen Produzenten birgt erhebliche Risiken. Kommt es zu Qualitätsproblemen, Exportstopps oder Engpässen in den Fabriken, stehen in Europa die Produktionsbänder still. Eine aktuelle Studie des Branchenverbands Pro Generika zeigt, dass schon ein kurzfristiger Lieferstopp für einzelne Wirkstoffe ganze Therapiegruppen lahmlegen könnte.
Doch der Preisdruck allein erklärt nicht alles. Auch systemische Ineffizienzen im eigenen Land tragen zur Krise bei. Oft sind Medikamente zwar in Deutschland vorhanden, aber nicht dort, wo sie gebraucht werden. Das komplexe Logistiksystem mit rund 100 Großhandelsstandorten und etwa 17.000 Apotheken führt zu Verzögerungen und Fehlverteilungen. Während einige Apotheken gut versorgt sind, kämpfen andere mit Engpässen.
Die Politik hat bereits reagiert und 2023 das sogenannte Lieferengpass-Gesetz verabschiedet, das Anreize für mehr Produktion in Europa schaffen soll. Doch von einem Durchbruch kann keine Rede sein. Die Produktion hat sich bisher nicht nennenswert nach Europa verlagert, und die Abhängigkeiten bestehen weiter. Solange Generika zu Dumpingpreisen angeboten werden, bleibt die europäische Fertigung ein Zuschussgeschäft. Die Apothekerverbände fordern deshalb eine grundlegende Neuordnung der Rabattverträge.
Die Frage, die sich stellt, ist, was uns die Versorgungssicherheit wert ist. Medikamente sind keine Luxusgüter, sondern lebensnotwendige Güter. Doch sie werden in einem System gehandelt, das sie wie Massenware behandelt. Die Pandemie, geopolitische Spannungen und Handelsrisiken haben das System entblößt und gezeigt, wie wenig Resilienz darin steckt. Eine grundlegende Reform des Systems ist notwendig, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

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