MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Diskussion um ultra-verarbeitete Lebensmittel hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Während viele Studien diese Lebensmittel mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung bringen, fordern Experten eine differenziertere Betrachtung.

Die Debatte um ultra-verarbeitete Lebensmittel (UPFs) hat in den letzten Jahren erheblich an Dynamik gewonnen. Viele Verbraucher und Gesundheitsorganisationen verlassen sich auf das NOVA-Klassifizierungssystem, um die Komplexität der modernen Lebensmittelproduktion zu entschlüsseln. Doch Experten wie Dr. Matt Teegarden und Dr. Susanne Bügel kritisieren dieses System als zu vereinfachend und fordern eine differenziertere Betrachtung der Ernährungswissenschaft.
Das NOVA-System, entwickelt von Forschern der Universität São Paulo, kategorisiert Lebensmittel in vier Gruppen: von unverarbeiteten bis hin zu ultra-verarbeiteten Lebensmitteln. Diese Einteilung basiert hauptsächlich auf dem Grad der Verarbeitung, ohne die spezifischen Nährwerte oder die Art der Verarbeitung zu berücksichtigen. So kann ein Vollkornbrot je nach Herstellungsverfahren in unterschiedliche Kategorien fallen, was die Vergleichbarkeit erschwert.
Dr. Teegarden betont, dass viele der am häufigsten zitierten Studien zu UPFs Kategorien vermischen und dadurch die Rolle der Verarbeitung in der Ernährung eher verschleiern als erhellen. Ein Beispiel hierfür ist die Klassifizierung von Bohnen: Werden sie nur in Wasser und Salz eingelegt, gelten sie als weniger verarbeitet. Fügen Hersteller jedoch Zusatzstoffe wie EDTA hinzu, werden sie als ultra-verarbeitet eingestuft, obwohl das Produkt im Wesentlichen gleich bleibt.
Dr. Bügel arbeitet an einem neuen Klassifizierungssystem, das Verarbeitungsmethoden mit dem Nährstoffgehalt integriert. Ziel ist es, einen umfassenderen Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmitteln zu bieten. Sie weist darauf hin, dass viele als ultra-verarbeitet eingestufte Produkte wie Massenbrot oder Frühstückszerealien dennoch wertvolle Nährstoffe liefern können.
Ein weiteres Problem der aktuellen Forschung ist die Abhängigkeit von Ernährungsrückrufdaten, die als unzuverlässig gelten. Viele dieser Daten wurden gesammelt, bevor das NOVA-System entwickelt wurde, was die Vergleichbarkeit erschwert. Dies führt zu fragwürdigen Ergebnissen, wie der vermeintlichen Verbindung zwischen UPF-Konsum und Unfalltod, die eher auf statistische Zufälle als auf kausale Zusammenhänge hinweist.
Die wenigen randomisierten kontrollierten Studien zu UPFs deuten darauf hin, dass ultra-verarbeitete Diäten zu übermäßigem Essen führen können. Doch auch hier fehlt es an Nuancen, da oft nicht der Verarbeitungsgrad, sondern die gesamte Ernährungsweise getestet wird. Dr. Teegarden argumentiert, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist, um die tatsächlichen Auswirkungen der Verarbeitung auf die Gesundheit zu verstehen.
Ein smarteres Klassifizierungssystem könnte helfen, genauere Ernährungsempfehlungen zu geben und die Rolle der Verarbeitung in modernen Diäten besser zu verstehen. Bis dahin bleibt die Diskussion um ultra-verarbeitete Lebensmittel von Panikmache geprägt, anstatt von der wissenschaftlichen Präzision, die sie verdient.

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