HAMPTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass die Erde dunkler wird, da die Albedo, das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche, abnimmt. Diese Veränderung hat weitreichende Auswirkungen auf das Klima, da weniger Sonnenlicht reflektiert und mehr Wärme absorbiert wird. Besonders betroffen ist die Nordhalbkugel, wo der Rückgang von Schnee- und Eisflächen die Erwärmung beschleunigt.

Die Erde wird dunkler, und das hat weitreichende Konsequenzen für unser Klima. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), zeigt, dass die Albedo der Erde, also das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche, abnimmt. Diese Entwicklung wurde von einem Forschungsteam um Norman Loeb vom NASA Langley Research Center in Virginia entdeckt. Die Forscher analysierten umfangreiche Satellitendaten über einen Zeitraum von 24 Jahren.
Besonders auffällig ist die Ungleichheit zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Während die Südhalbkugel im Durchschnitt mehr Strahlungsenergie an der Obergrenze der Atmosphäre gewinnt, verzeichnet die Nordhalbkugel einen Nettoverlust. Diese Asymmetrie hat sich in den letzten fünf Jahren verstärkt. Der Rückgang der Albedo auf der Nordhalbkugel ist vor allem auf die Abnahme der Meereiskonzentration und der Schneebedeckung zurückzuführen.
Frühere Studien gingen davon aus, dass atmosphärische und ozeanische Zirkulationen solche Ungleichgewichte ausgleichen. Doch die aktuelle Studie stellt diesen Ausgleich infrage. Die atmosphärischen und ozeanischen Zirkulationen konnten die Unterschiede in den letzten beiden Jahrzehnten nicht vollständig ausgleichen. Bei einer durchschnittlichen Energieaufnahme von 240 bis 243 Watt pro Quadratmeter ist ein Auseinanderdriften um 0,34 Watt pro Quadratmeter und Jahrzehnt zwar gering, aber statistisch bedeutsam.
Ein weiterer Faktor, der zur Verdunkelung beiträgt, ist die Wechselwirkung zwischen Strahlung und Aerosolen. Diese winzigen Schwebeteilchen fördern die Wolkenbildung, was die Reflexion der Sonnenstrahlung erhöht. Auf der Nordhalbkugel hat die Feinstaubbelastung aufgrund von Umweltschutzmaßnahmen abgenommen, während auf der Südhalbkugel Ereignisse wie Buschbrände in Australien und der Vulkanausbruch des Hunga Tonga zu einer Zunahme von Aerosolen führten.
Die Studie zeigt, dass die Rolle von Wolken bei der Aufrechterhaltung der hemisphärischen Symmetrie begrenzt sein könnte. Wolken in höheren Schichten haben einen wärmenden Effekt, da sie die von der Erde abgestrahlte Wärme in der Atmosphäre halten. Niedrige Wolken hingegen kühlen die Erde, da ihnen der Wärmeeffekt weitestgehend fehlt. Ein Rückgang der niedrigen Wolken führt somit zu einer Erwärmung.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die enge Korrelation zwischen den natürlichen Komponenten unserer Erde. Der Rückgang von Schnee- und Eisflächen und die Umwandlung in dunkleres Meerwasser beschleunigen die Erwärmung der Erdoberfläche. Auch die geringere Wolkenbildung aufgrund von weniger Aerosolen trägt dazu bei. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass nur eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen langfristige Veränderungen bewirken kann.

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