LONDON (IT BOLTWISE) – Die Idee der Weltmodelle erlebt in der KI-Forschung eine Renaissance. Führende Köpfe wie Yann LeCun und Demis Hassabis sehen darin einen Schlüssel zur Entwicklung intelligenter und sicherer KI-Systeme. Doch die Umsetzung dieser Modelle bleibt eine Herausforderung, da die Details und die Art der Repräsentation umstritten sind.

In der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) erlebt ein altes Konzept eine bemerkenswerte Wiederbelebung: das Weltmodell. Diese Idee, die ursprünglich von dem schottischen Psychologen Kenneth Craik in den 1940er Jahren vorgeschlagen wurde, beschreibt eine interne Repräsentation der Umwelt, die es einem System ermöglicht, verschiedene Szenarien zu simulieren und Entscheidungen zu treffen, bevor sie in der realen Welt umgesetzt werden. Führende Forscher wie Yann LeCun von Meta und Demis Hassabis von Google DeepMind sind überzeugt, dass solche Modelle entscheidend für die Entwicklung von wirklich intelligenten und sicheren KI-Systemen sind.
Die Idee eines Weltmodells ist nicht neu. In den 1960er Jahren beeindruckte das KI-System SHRDLU mit seiner Fähigkeit, in einer einfachen Blockwelt Fragen zu beantworten. Doch die Komplexität der realen Welt überforderte diese frühen Modelle schnell. Rodney Brooks, ein Pionier der Robotik, argumentierte in den 1980er Jahren, dass die Welt ihr eigenes bestes Modell sei und explizite Repräsentationen nur hinderlich seien. Mit dem Aufstieg des maschinellen Lernens und insbesondere der tiefen neuronalen Netze hat das Konzept jedoch neuen Auftrieb erhalten.
Moderne neuronale Netze können durch Versuch und Irrtum interne Annäherungen an ihre Trainingsumgebungen entwickeln. Diese Fähigkeit hat zu einer Wiederbelebung des Interesses an Weltmodellen geführt, insbesondere da große Sprachmodelle wie ChatGPT unerwartete Fähigkeiten zeigen, die über ihre ursprüngliche Programmierung hinausgehen. Experten wie Geoffrey Hinton und Ilya Sutskever vermuten, dass irgendwo in den virtuellen Neuronen dieser Modelle eine Art kleines Weltmodell verborgen ist.
Doch die Realität ist oft weniger beeindruckend. Anstatt kohärenter Weltmodelle scheinen heutige generative KI-Systeme eher eine Sammlung von Heuristiken zu lernen, die spezifische Szenarien approximieren, aber nicht zu einem konsistenten Ganzen zusammenpassen. Diese Fragmentierung kann die Robustheit der Systeme beeinträchtigen, wie ein Experiment mit einem Sprachmodell zeigte, das bei einer kleinen Änderung der Straßennetzstruktur in Manhattan versagte. Die Entwicklung robuster und überprüfbarer Weltmodelle könnte daher nicht nur die Zuverlässigkeit von KI-Systemen erhöhen, sondern auch deren Interpretierbarkeit verbessern.
Die großen KI-Labore arbeiten intensiv an der Entwicklung solcher Modelle. Google DeepMind und OpenAI setzen auf multimodale Trainingsdaten, während Meta auf eine völlig neue KI-Architektur setzt. Obwohl niemand genau weiß, wie ein solches Weltmodell letztlich aussehen wird, ist der potenzielle Nutzen für die KI-Forschung enorm. Die Entwicklung dieser „computational snow globes“ könnte nicht nur die Sicherheit und Effizienz von KI-Systemen verbessern, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung der viel diskutierten künstlichen allgemeinen Intelligenz (AGI) darstellen.

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