Ein einziger kompromittierter Code-Baustein reicht aus, um Millionen von Anwendungen zu gefährden. Was vor wenigen Jahren noch als theoretisches Risiko galt, ist heute bittere Realität: Cyberkriminelle haben die Software-Lieferkette als ihre bevorzugte Angriffsfläche entdeckt. Die Folgen sind verheerend – und betreffen praktisch jedes Unternehmen, das auf moderne Software angewiesen ist.
Die erschreckende Realität: Drei von vier Unternehmen betroffen
Laut einem aktuellen Bericht von Security-Insider zum JFrog-Report 2025 waren mehr als 75 Prozent der Software-Lieferketten in den letzten 12 Monaten von Cyberangriffen betroffen. Diese Zahlen zeigen deutlich: Die Sicherheit der Software-Lieferkette ist längst kein IT-Nischenproblem mehr, sondern bedroht alle Unternehmen.
Besonders alarmierend: Fast drei Viertel (74 Prozent) der Angriffe gingen von Bausteinen der Software-Lieferkette aus, die den Unternehmen vor dem Einbruch nicht bekannt waren oder von ihnen nicht überwacht wurden. Das zeigt: Hacker wissen genau, wo moderne Software verwundbar ist – und nutzen diese Schwächen gezielt aus.
Der unsichtbare Feind: Open Source als Einfallstor
Open-Source-Pakete machen mittlerweile bis zu 90 Prozent moderner Softwareanwendungen aus. Was einst als Fortschritt für alle Entwickler galt, ist heute zu einem der größten Sicherheitsrisiken geworden. Im Jahr 2024 wurden fast 33.000 neue CVEs (Common Vulnerabilities and Exposures) aufgedeckt – ein Trend, der sich Jahr für Jahr fortsetzt.
Die Rechnung ist simpel: Wenn 90 Prozent Ihrer Software von außen kommt, haben Sie über den Großteil Ihrer Sicherheit keine Kontrolle mehr. Jede dieser Komponenten kann zur Eintrittspforte für Cyberkriminelle werden.
Komplexität als Katalysator der Gefahr
Die Situation wird durch die wachsende Komplexität moderner Entwicklungsumgebungen verschärft. Zwei Drittel der Unternehmen verwenden 7 oder mehr Programmiersprachen, und fast die Hälfte sogar 10 oder mehr. Jede zusätzliche Programmiersprache bringt neue Risiken mit sich – durch eigene Bibliotheken und mögliche Sicherheitslücken.
Ein alarmierender Prozentsatz von Unternehmen erlaubt es seinen Entwicklern, Softwarekomponenten direkt aus öffentlichen Registries herunterzuladen. Das ist, als würde man alle Türen und Fenster offen lassen – bequem, aber extrem riskant.
Der Preis des Versagens: Milliardenschwere Konsequenzen
Die Folgen von Angriffen auf die Lieferkette sind vielfältig und verheerend:
Auswirkungsart | Betroffene Unternehmen |
Finanzielle Verluste | 64% |
Datenverluste | 59% |
Rufschädigung | 58% |
Betriebliche Auswirkungen | 55% |
Diese Zahlen spiegeln sich auch in der Marktentwicklung wider: Der Markt reagiert auf diese Gefahren mit starkem Wachstum. Der weltweite Markt für die Sicherheit von Software-Lieferketten wird von 2025 bis 2034 voraussichtlich mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 10,9 Prozent wachsen. Die Marktgröße wird im Jahr 2025 voraussichtlich 2,16 Milliarden US-Dollar erreichen und bis 2034 auf 3,27 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Die Compliance-Revolution: SBOM als neuer Standard
41 Prozent der Unternehmen fordern von ihren Partnern in der Lieferkette vierteljährlich einen Nachweis über die Einhaltung der Cybersicherheitsvorschriften an, der häufig eine Software Bill of Materials (SBOM) enthält. Diese Entwicklung zeigt: Transparenz wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
Eine SBOM ist wie eine Zutatenliste für Software – sie zeigt genau auf, welche Komponenten in einer Anwendung enthalten sind. Ohne diese Transparenz gleicht die Softwaresicherheit einem Blindflug durch ein Minenfeld.
KI verstärkt das Dilemma
Die Einführung von KI bringt neue Bedenken für Unternehmen mit sich. Künstliche Intelligenz kann sowohl Angreifern als auch Verteidigern helfen – doch derzeit haben die Cyberkriminellen oft die Nase vorn. Sie nutzen KI, um Schwachstellen schneller zu finden und Angriffe zu automatisieren.
Gleichzeitig entstehen durch KI-basierte Entwicklungstools neue Abhängigkeiten und potenzielle Angriffsvektoren. Code, der von KI generiert wird, kann unbemerkt Sicherheitslücken enthalten oder auf kompromittierte Trainingsdaten zurückgreifen.
Schutzmaßnahmen: Was Unternehmen tun können
Unternehmen müssen daher eine mehrstufige Verteidigungsstrategie entwickeln:
- Transparenz schaffen: Implementierung von Software Bills of Materials (SBOM) für vollständige Sichtbarkeit aller Komponenten
- Kontinuierliche Überwachung: Einsatz automatisierter Schwachstellen-Scanner für alle Abhängigkeiten
- Strenge Richtlinien: Etablierung klarer Regeln für Download und Integration externer Softwarekomponenten
- Schutz der Anwendungsebene: Einsatz einer Web Application Firewall (WAF), um die laufende Anwendung zusätzlich vor direkten Angriffen zu schützen.
- Entwickler-Schulungen: Regelmäßige Weiterbildung des Teams im Bereich Sicherheitsbewusstsein
- Zero-Trust-Prinzipien: Vertrauen Sie keiner Komponente ohne vorherige Verifikation
- Regelmäßige Audits: Systematische Sicherheitsüberprüfungen aller verwendeten Komponenten
Die Zukunft der Software-Sicherheit
Die zunehmende Komplexität und das schnellere Tempo der Veränderungen in der Software-Lieferkette erhöhen das Risiko für Unternehmen mehr denn je. Gleichzeitig entstehen neue Technologien und Standards, die helfen können, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Automatisierte Sicherheitstools werden immer ausgefeilter und können verdächtige Aktivitäten in Echtzeit erkennen. Blockchain-Technologie verspricht unveränderliche Aufzeichnungen über Software-Komponenten. Und neue Compliance-Standards zwingen die gesamte Branche zu mehr Transparenz.
Fazit: Ein Wandel ist unausweichlich
Die Statistiken zeigen deutlich: Die Sicherheit von Software-Lieferketten ist zu einem zentralen Geschäftsrisiko geworden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre digitalen Abhängigkeiten besser zu verstehen und zu kontrollieren.
Viele Organisationen erkennen bereits die Notwendigkeit, ihre Sicherheitsstrategien anzupassen. Die Investitionen in entsprechende Technologien und Prozesse steigen kontinuierlich. Gleichzeitig entwickelt sich ein Bewusstsein dafür, dass Sicherheit in der Software-Lieferkette nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Aufgabe ist.
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