MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Fernwärme, einst als Hoffnungsträger der Energiewende gefeiert, entwickelt sich für viele Haushalte in Deutschland zunehmend zu einem finanziellen Risiko. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass Verbraucher in einigen Regionen mit erheblichen Preissteigerungen konfrontiert sind, ohne die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln oder die Kosten zu beeinflussen.
Die Fernwärme galt lange als eine der zentralen Säulen der Energiewende in Deutschland. Sie bietet eine zentrale Versorgung, benötigt keine eigene Technik im Keller und wird als theoretisch effizient und klimafreundlich angesehen. Doch in der Praxis zeigt sich ein anderes Bild: Die Preise für Fernwärme variieren stark und sind für viele Haushalte zu einer finanziellen Belastung geworden.
Eine aktuelle Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) verdeutlicht die Problematik: In über 25% der Fernwärmenetze in Deutschland liegt der Preis bei über 20 Cent pro Kilowattstunde, in fast 10% sogar bei 25 Cent oder mehr. Der Medianpreis liegt bei 17 Cent. Diese Unterschiede haben erhebliche Auswirkungen auf die Haushaltskasse. So zahlt ein durchschnittlicher Haushalt bei 20 Cent pro Kilowattstunde rund 290 Euro mehr im Jahr, bei 25 Cent summiert sich die Differenz auf 770 Euro jährlich.
Das Hauptproblem liegt in der strukturellen Natur des Fernwärmesektors. Anders als bei Strom oder Gas gibt es hier keinen freien Wettbewerb. Einmal an ein Fernwärmenetz angeschlossen, ist der Verbraucher an den jeweiligen Netzbetreiber gebunden, der de facto als Monopolist agiert. Ein Wechsel des Anbieters ist nicht möglich, und die Vertragskonditionen lassen sich nicht verhandeln. Preiserhöhungen werden häufig nur formal angekündigt, ohne dass eine detaillierte Erklärung erfolgt.
Der VZBV kritisiert diesen unregulierten Markt und sieht ein erhebliches Missbrauchspotenzial. Die Verbraucherschützer fordern eine funktionierende Preisaufsicht, die auch tatsächlich eingreift. Derzeit können Versorger weitgehend unkontrolliert kalkulieren, was zu den drastischen Preisunterschieden führt. Besonders hohe Preise finden sich häufig in kleineren Kommunen oder bei kommunal geprägten Stadtwerken, wo keine Aufsicht durch die Landeskartellbehörden besteht.
In der Debatte um klimafreundliches Heizen stehen sich Fernwärme und Wärmepumpen als zentrale Technologien gegenüber. Während Verbraucher bei Wärmepumpen die Freiheit haben, Anbieter, Technik und Energieversorger zu wählen, fehlt diese Entscheidungsfreiheit bei der Fernwärme komplett. Um Fernwärme als gleichwertige Option zur Wärmepumpe zu etablieren, müssen die Rahmenbedingungen fair gestaltet werden, so Florian Munder, Energieexperte beim VZBV.
Die Versorger rechtfertigen die hohen Preise oft mit gestiegenen Erzeugungskosten und Investitionen in die Netze. Doch viele Preisanpassungen erfolgen undurchsichtig und mit erheblichem zeitlichem Verzug, sodass Haushalte keine Chance haben, Kostenexplosionen rechtzeitig zu erkennen oder ihnen zu entkommen. Hohe Preise sind kein Naturgesetz, sondern eine Frage der Regulierung oder ihres Fehlens.
Der VZBV fordert daher eine Obergrenze für Fernwärmepreise, orientiert an den Kosten für Wärmepumpen, sowie eine bundesweite Preisaufsicht. Zudem müsse die Fernwärmeverordnung überarbeitet werden, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen. Auch die Förderung der Fernwärme müsse überdacht werden, um zu verhindern, dass öffentliches Geld in unkontrollierte Monopolrenditen fließt.
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