PARIS / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Luxusbranche steht vor einem Umbruch, und LVMH, einst das unangefochtene Flaggschiff, sieht sich mit Herausforderungen konfrontiert, die eine Neuausrichtung unausweichlich erscheinen lassen.
Die einst glanzvolle LVMH-Gruppe, bekannt für ihre ikonischen Marken wie Louis Vuitton und Dior, steht vor einer entscheidenden Phase. Rückläufige Umsätze und interne Skandale haben das Unternehmen in eine prekäre Lage gebracht. Analysten sind sich einig, dass ein Umbau des Konzerns notwendig sein könnte, um den Herausforderungen der modernen Luxusindustrie gerecht zu werden.
In Shanghai eröffnete LVMH kürzlich einen beeindruckenden Flagship Store in Form eines Bootes. Doch während dieses Projekt Glanz und Größe symbolisieren soll, kämpft der Mutterkonzern mit sinkenden Umsätzen und schrumpfenden Gewinnen. Besonders bitter ist der Verlust der Spitzenposition an Hermès, das LVMH nicht nur an der Börse überholt hat, sondern auch den Titel des wertvollsten Luxuskonzerns der Welt übernommen hat.
Der Börsenwert von LVMH ist auf unter 250 Milliarden Euro gesunken, was einen Rückgang von rund 200 Milliarden Euro im Vergleich zu vor zwei Jahren bedeutet. Diese Entwicklung zeigt, dass die Wachablösung im Luxussegment vollzogen ist und das Imperium selbst zur Disposition stehen könnte. Mit 75 Marken und einem Jahresumsatz von 85 Milliarden Euro ist LVMH das größte Luxusunternehmen der Welt, doch das Erfolgsrezept hat Risse bekommen.
Der jüngste Halbjahresbericht zeigt ein Minus von 4 % beim Umsatz und satte 22 % weniger Gewinn. Besonders in den Kernmärkten USA und China verliert LVMH an Boden, während Hermès seinen Umsatz und Gewinn weiter steigert. Die Strategie der Demokratisierung des Luxus, die einst zum Erfolg führte, scheint sich nun zu rächen. Louis Vuitton hat sich durch erschwingliche Accessoires selbst entzaubert, was Analysten als „schizophrene“ Markenführung bezeichnen.
Die Krise ist nicht allein konjunkturell bedingt. In der „Revenge Shopping“-Phase nach der Pandemie hob LVMH die Preise deutlich an, was bei vielen Kunden nicht gut ankam. Gleichzeitig sorgen Skandale für Reputationsschäden. Bei Moët Hennessy gibt es Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Mobbing, während Dior und Loro Piana wegen problematischer Zulieferer im Visier der Justiz stehen.
Besonders hart trifft es das Spirituosengeschäft. Cognac verliert an Bedeutung, junge Konsumenten greifen lieber zu Wein oder alkoholfreien Alternativen. Moët Hennessy trägt heute weniger als zehn Prozent zum operativen Ergebnis bei, was Spekulationen über einen Verkauf anheizt. Der britische Getränkeriese Diageo, bereits mit einem Drittel beteiligt, könnte interessiert sein.
Am Markt kursieren auch Gerüchte über einen Verkauf der Modemarke Marc Jacobs. Ein solcher Schritt könnte der Anfang einer Entflechtung sein. Analysten verweisen auf das Bewertungsdelta zu Hermès: Würde man Louis Vuitton separat bewerten, wäre es mehr wert als der gesamte Konzern heute. Ein Spin-off könnte gewaltiges Potenzial freisetzen.
Bernard Arnault, der 76-jährige Patriarch von LVMH, denkt jedoch nicht wie ein Hedgefondsmanager. Er hat die Altersgrenze für seinen Vorstandsposten auf 85 Jahre angehoben und bereitet die Nachfolge vor. Alle fünf seiner Kinder arbeiten bereits in Führungspositionen. Ob dies ein langfristiges Erfolgsmodell ist oder dynastischer Größenwahn, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Die Investoren stellen derweil unbequeme Fragen: Wie viel LVMH steckt noch in LVMH? Wo bleibt die Vision für die nächste Wachstumsphase? Und wer hat die Kraft, diesen Tanker wirklich umzubauen oder notfalls zu zerschlagen? Die Lehre der vergangenen Monate ist bitter, aber klar: Weniger kann mehr sein. Hermès hat sich nie auf Massenmärkte eingelassen und ist heute das Maß aller Dinge. Vielleicht liegt die Zukunft von LVMH nicht im Wachstum um jeden Preis, sondern in der Konzentration auf das Wesentliche.

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