LONDON (IT BOLTWISE) – Die jüngsten Entwicklungen in der US-Steuergesetzgebung könnten europäische Unternehmen dazu veranlassen, ihre Börsennotierungen in die USA zu verlagern. Dies wird durch die Einführung von Section 899 im US-Steuergesetz begünstigt, die ausländische Unternehmen in Ländern mit als unfair angesehenen Steuerpraktiken ins Visier nimmt.
Die Entscheidung des britischen Fintech-Unternehmens Wise, seine Hauptnotierung an die US-Börse zu verlegen, ist ein weiteres Anzeichen für die Herausforderungen, denen sich der Londoner Markt gegenübersieht. Section 899 des US-Steuergesetzes, das im Mai vom Repräsentantenhaus verabschiedet wurde, könnte diesen Trend verstärken. Diese Bestimmung sieht vor, dass ausländische Unternehmen, die in Ländern mit als unfair angesehenen Steuern ansässig sind, mit zusätzlichen Steuern belegt werden. Dazu gehören Länder mit Digital Services Taxes und den globalen Mindeststeuerregeln der OECD, was die meisten EU-Mitgliedstaaten, das Vereinigte Königreich, Kanada, Australien und die Schweiz betrifft. Für börsennotierte Unternehmen bedeutet Section 899 eine neue Quellensteuer auf US-Einkünfte für ausländische Unternehmen, die zu mehr als 50 % in ausländischem Besitz sind. Diese Steuer beginnt bei 5 % und steigt jährlich um fünf Prozentpunkte auf maximal 20 %, zusätzlich zu den bestehenden Steuern, die je nach Land und Steuerabkommen variieren. Laut Goldman Sachs könnten die Gewinne von Unternehmen im Stoxx Europe 600 Index dadurch im ersten Jahr um bis zu 2 % und über vier Jahre um bis zu 5 % sinken. Um Section 899 zu vermeiden, könnten europäische Unternehmen eine US-Notierung in Betracht ziehen. Eine Notierung in den USA würde es Unternehmen ermöglichen, ihren Anteil an US-Investoren zu erhöhen und so den ausländischen Besitz unter die kritische 50 %-Schwelle zu senken. Während viele britische Unternehmen mit hoher US-Exponierung bereits eine Mehrheit an US-Aktionären haben, identifizierte Goldman Sachs Unternehmen wie Experian und Hikma Pharmaceuticals als potenzielle Kandidaten für eine US-Notierung. Steuerexperten warnen jedoch, dass eine einfache Notierung in den USA nicht ausreichen könnte, um die Auswirkungen von Section 899 zu vermeiden. Die Gesetzgebung enthält eine Stimm- oder Wertprüfung für den US-Besitz, die auch für börsennotierte Unternehmen gilt. Zudem könnte die Identifizierung der tatsächlichen Eigentümer eine Herausforderung darstellen, da US-Fondsmanager, die im Auftrag ausländischer Kunden investieren, nicht zur Erfüllung der Ausnahmekriterien zählen. Einige Experten schlagen vor, dass europäische Regierungen ihre als unfair angesehenen Steuerpraktiken aufgeben könnten, um ihre Unternehmen automatisch von Section 899 auszunehmen. Diese Bestimmung wird von einigen als Verhandlungsinstrument gesehen, um andere Länder zu Verhaltensänderungen zu bewegen. Die Einführung von Section 899 könnte auch den bereits bestehenden Trend zur Unternehmensmigration verstärken. Europäische und britische Unternehmen fühlen sich seit Jahren von ihren Heimatmärkten benachteiligt, was zu einer stetigen Abwanderung von Börsennotierungen führt. Unternehmen verweisen häufig auf den Bewertungsabschlag europäischer Aktien im Vergleich zu ihren US-Pendants, um ihre Entscheidung zur Verlagerung der Notierung zu rechtfertigen. Die Londoner Börse steht seit langem in der Kritik, nicht über die nötige Liquidität und Expertise zu verfügen, um große Technologiebörsengänge zu unterstützen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt London laut der London Stock Exchange Group die führende europäische Börse in Bezug auf das aufgebrachte Kapital und die Gesamtmarktkapitalisierung der gelisteten Unternehmen.
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