Vermögensnachfolge in Deutschland: Herausforderungen und neue Trends

LONDON (IT BOLTWISE) – In Deutschland stehen vermögende Familien vor der Herausforderung, ihr Erbe effektiv zu verwalten und weiterzugeben. Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Erben mit der bisherigen Handhabung unzufrieden sind und neue Wege suchen, um ihr Vermögen sinnvoll zu nutzen.

Die Verwaltung und Weitergabe von Vermögen stellt für viele wohlhabende Familien in Deutschland eine komplexe Aufgabe dar. Eine aktuelle Studie der Capital Group offenbart, dass 76 Prozent der vermögenden Deutschen rückblickend mit ihrer Erbschaftsplanung unzufrieden sind. Diese Unzufriedenheit ist in Deutschland besonders ausgeprägt, da der europäische Durchschnitt bei 65 Prozent liegt.

Ein zentrales Problem ist die fehlende Struktur und Weitsicht bei der Nachfolgeplanung. Viele Erben wünschen sich, sie hätten ihr Vermögen anders genutzt, insbesondere durch stärkere Investitionen in wachstumsorientierte Anlagen. Guy Henriques von der Capital Group betont, dass die Mehrheit der Erben rückblickend gerne mehr in produktive Anlageklassen investiert hätte.

Interessanterweise erhalten viele Erben ihr Vermögen nicht von den Eltern, sondern von den Großeltern. Trotz erheblicher Summen, die oft zwischen einer und 25 Millionen Dollar liegen, wird nur ein kleiner Teil in wachstumsorientierte Anlagen investiert. Kommunikationsdefizite innerhalb der Familien tragen zu dieser Problematik bei, da 80 Prozent der Erben keine klaren Vorgaben zur Vermögensverwendung erhalten.

Ein weiterer Trend ist der wachsende Einfluss von sogenannten Finfluencern. Besonders jüngere Erben, vor allem Millennials, suchen zunehmend Rat in sozialen Medien. In Deutschland verlassen sich 48 Prozent der jungen Erben auf Finfluencer, während nur 23 Prozent auf traditionelle Vermögensberater setzen. Diese Entwicklung zeigt eine gewisse Orientierungslosigkeit und das Bedürfnis nach neuen Beratungsansätzen.

Die Studie zeigt auch, dass Juristen und Steuerberater die Planung dominieren, während Finanzberater nur in jedem fünften Fall eine Rolle spielen. Dies führt dazu, dass die wirtschaftliche Perspektive auf das Erbe oft vernachlässigt wird. Nur 22 Prozent des geerbten Vermögens fließen in Investmentfonds, was auf eine defensive Anlagestrategie hindeutet.

Ein Grund für die Unsicherheit liegt in der mangelnden Kommunikation innerhalb der Familien. Über Geld spricht man nicht, lautet ein weit verbreitetes Motto, das zu ungenutzten Chancen und Konflikten führt. Professionelle Beratung wird oft erst dann in Anspruch genommen, wenn das Vermögen bereits übergeben wurde, was zu kurzfristigen Reaktionen statt langfristiger Planung führt.

Die größte Herausforderung für die neue Erbengeneration bleibt der Spagat zwischen Kapitalerhalt und sinnvollem Wachstum. Angesichts von Inflation und politischen Unsicherheiten ist eine strategische Planung unerlässlich. Diversifikation und solide Anlagekonzepte sind entscheidend, um das geerbte Vermögen langfristig zu sichern.

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