NEUSS / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Der traditionsreiche Konzern Rheinmetall treibt seine strategische Neuausrichtung voran und setzt verstärkt auf die Rüstungsproduktion. Am Standort Neuss, der bisher vor allem für die Autoindustrie tätig war, sollen künftig nicht nur Aufklärungssatelliten, sondern auch schwere Militärtechnik wie Schützenpanzer und Panzerhaubitzen gefertigt werden.
Die Entscheidung von Rheinmetall, den Standort Neuss auf die Produktion von Rüstungsgütern umzustellen, markiert einen bedeutenden Schritt in der Neuausrichtung des Unternehmens. Die Krise in der Autoindustrie hat den Konzern dazu veranlasst, sich stärker auf das profitable Rüstungsgeschäft zu konzentrieren. Bereits Anfang des Jahres wurden erste Maßnahmen eingeleitet, um den Umbau zu ermöglichen. Mitarbeiter werden umgeschult, und es laufen Gespräche mit der IG Metall über einen Interessensausgleich.
Der Umbau des Werks in Neuss erfordert tiefgreifende bauliche Anpassungen und Investitionen in Maschinen und Technik. Aufgrund der dichten Bebauung im Industriegebiet ist die Verarbeitung von Explosivstoffen nicht möglich, was die Produktion von Artilleriegranatengehäusen einschränkt. Dennoch soll die Fertigung von Schützenpanzern und Panzerhaubitzen vom Typ Lynx vorangetrieben werden.
Parallel zur Rüstungsproduktion plant Rheinmetall die Herstellung von Aufklärungssatelliten in Neuss. Hierfür ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem finnischen Unternehmen Iceye vorgesehen, bei dem Rheinmetall bereits im vergangenen Jahr eingestiegen ist. Die Umstellung auf die Satellitenproduktion soll schrittweise erfolgen, wobei zunächst nur ein Teil der Belegschaft wechselt.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat in seiner Rede zur bevorstehenden virtuellen Hauptversammlung betont, dass die Sparte ‘Power Systems’, die Teile für die kriselnde Autoindustrie fertigt, nicht mehr zum Kerngeschäft des Konzerns gehört. Einzelne Werke, darunter Neuss und Berlin, sollen daher auf die Rüstungsproduktion umgestellt werden. Zudem gibt es Kaufanfragen potenzieller Interessenten für diese Standorte.
Die Rheinmetall-Aktie reagierte auf die Ankündigungen mit einem temporären Rückgang im XETRA-Handel, nachdem sie zuvor ein Allzeithoch erreicht hatte. Experten sehen in der strategischen Neuausrichtung des Konzerns jedoch langfristig positive Perspektiven, da die Nachfrage nach Rüstungsgütern weltweit steigt.
Die Umstellung von der Autoindustrie auf die Rüstungsproduktion in Neuss ist ein komplexer Prozess, der erhebliche Investitionen und Anpassungen erfordert. Dennoch zeigt sich Rheinmetall entschlossen, diesen Weg zu gehen, um sich in einem wachstumsstarken Marktsegment zu positionieren und die Herausforderungen der Automobilkrise zu meistern.
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