BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Der deutsche Modeeinzelhandel steht vor einer weiteren Herausforderung: Der bekannte Modehersteller Gerry Weber zieht sich aus den Innenstädten zurück. Die verbliebenen Filialen werden geschlossen, während die Marke von der spanischen Victrix-Gruppe übernommen wird.

Die Entscheidung von Gerry Weber, den stationären Handel in Deutschland einzustellen, markiert einen bedeutenden Einschnitt in der Geschichte des Unternehmens. Nach Jahrzehnten der Präsenz in den deutschen Innenstädten werden die verbleibenden rund 40 Filialen und Outlets in den kommenden Monaten geschlossen. Diese Maßnahme folgt auf eine Reihe von Insolvenzen im deutschen Modeeinzelhandel, die durch rückläufigen Konsum und steigende Kosten verschärft wurden.

Die Marke Gerry Weber bleibt jedoch bestehen, da sie von der spanischen Victrix-Gruppe übernommen wird. Diese Übernahme ermöglicht es, das Sortiment künftig über Multibrand-Händler zu vertreiben, die auch andere Marken führen. Die Integration in die Strukturen von Victrix umfasst Produktion, Logistik und Markenführung, wobei über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart wurde.

Victrix, bekannt durch die Damenmarke Punt Roma, plant, mit der Übernahme ihre Position im gehobenen Mittelpreissegment zu stärken. Besonders in Mittel- und Osteuropa genießt Gerry Weber laut Victrix-Management eine starke Markenbekanntheit. Für die Kundinnen soll die Umstellung möglichst geräuschlos verlaufen, um die Loyalität zur Marke zu erhalten.

Die Insolvenz von Gerry Weber reiht sich in eine Serie von Pleiten in der deutschen Mode- und Einzelhandelslandschaft ein. Auch andere große Namen wie Galeria, Esprit und Sinn haben zuletzt Insolvenz angemeldet. Die Ursachen sind vielfältig: Neben den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Corona-Pandemie haben auch strukturelle Veränderungen im Konsumverhalten und die zunehmende Bedeutung des Online-Handels den stationären Textilhandel geschwächt.

Bereits 2019 und 2023 unternahm Gerry Weber tiefgreifende Sanierungsversuche, um das Unternehmen zu retten. Trotz drastischer Maßnahmen, wie der radikalen Reduktion des Filialnetzes, konnte der wirtschaftliche Abwärtstrend nicht gestoppt werden. Nun verschwindet der letzte sichtbare Teil des einstigen Modeunternehmens aus den Innenstädten – nur der Markenname bleibt bestehen.

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Gerry Weber zieht sich aus deutschen Innenstädten zurück: Übernahme durch spanischen Konzern
Gerry Weber zieht sich aus deutschen Innenstädten zurück: Übernahme durch spanischen Konzern (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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